Die Sieben Häupter in der Offenbarung
Eine Studie über Offenbarung 12, 13, und 17
Der Papst - Wieder König

Es war ein grauer Morgen am 12. Februar 1929, als die
rotbekleidete Gestalt Pius XI. auf dem oberen Balkon der
Peterskirche erschien und man von dem darunter liegenden
Kolonnadenplatz das Echo von 200.000 pulsierenden,
herausfordernden Stimmen hörte: »Viva il papa-re!
Viva il papa-re!« (Es lebe der
Papst-König!) Nicht nur an dem plätschernden Bernini -
Springbrunnen, nicht nur auf den sieben Hügeln Roms - in
der ganzen Welt war man begeistert von der Nachricht, dass
der Papst jetzt wieder König ist; denn am Tag zuvor
wurde zwischen dem Quirinal (der italienischen Regierung)
und dem Vatikan ein Vertrag unterschrieben, wodurch der
Papst wieder volle politische Macht erhielt und seine
59-jährige »Gefangenschaft« im Vatikan ein Ende nahm.
Dieses bedeutsame Ereignis ist nur eines von mehreren, das
den Vatikan in den Mittelpunkt der Weltgeschichte rückte.
Überall sprach man über seine Lehre, Handlungsweise,
Grundsätze und Ziele. Viele Leute fragten: »Weshalb hat der
Papst Interesse an Staatsgebieten?« - »Wird seine
Königsstellung Einfluss haben auf die Geschicke anderer
Nationen?« - »Welche Absichten hegt die
römischkatholische Kirche mit den Beziehungen des Vatikans
zu den anderen Staatsmächten?« - »Versucht der Papst etwa,
durch seine gegenwärtige Stellung einen direkten Einfluss
auf die politischen Angelegenheiten der Nationen der Welt
auszuüben?« - Wir meinen, dass die Suche nach Antworten auf
diese und ähnliche Fragen gerechtfertigt ist, zumal durch
das Aufkommen der päpstlichen Macht seit dem ersten
Weltkrieg ein grosses Interesse an diesem Thema besteht.
Der Katholizismus hat nicht nur in der Vergangenheit eine
grosse Rolle gespielt, sondern wird auch - wenn wir uns auf
die gegenwärtigen Zeichen verlassen können - keinen kleinen
Anteil am nahen Zukunftsgeschehen haben, da er von einem
neuen, aggressiven Geist ergriffen wurde, seitdem seine
Wunde wieder geheilt ist.
Die Theorie von der päpstlichen Souveränität in der Welt
steht auf zwei Säulen: dem Anspruch auf geistliche
Souveränität und auf politische Souveränität. Die erste
Säule wurde in der Französischen Revolution zerschlagen. Zu
Beginn des Jahres 1798 riss General Berthier den Papst auf
Napoleons Befehl während eines heftigen Gewitters mit
seiner Armee von dessen Thron und transportierte ihn zur
französischen Festung in Valenz, Frankreich, wo er bis zu
seinem Tod im folgenden Jahr dahinsiechte. Die zweite Säule
bekam einen erschütternden Schlag durch die Einnahme Roms,
der Hauptstadt der päpstlichen Staaten, als König Viktor
Emmanuels Armee am 20. September 1870 die Mauern der Stadt
durchbrach. Dies war das Ende von 1.116 Jahren politischer
Souveränität des Papstes.
Die Eroberung Roms im Jahre 1870 warf die »römische Frage«
auf, die bis zum 11. Februar 1929 in der Weltgeschichte von
grosser Bedeutung war. An diesem Tag unterzeichneten Benito
Mussolini, Premierminister von Italien, und Pietro Kardinal
Gasparry, Sekretär der päpstlichen Staaten, einen Vertrag,
der die »römische Frage« beendete und dem Papst sein
Königreich und seine politische Macht zurückgab.
WIE DER PAPST SEINE POLITISCHE MACHT
BEKAM
Der Papst wurde über die »Erbschaft von St. Peter« zum
ersten Mal politischer Herrscher, als im Januar 754 n.Chr.
der erste Carlovinger König Pepin der Kleine, Vater von
Karl dem Grossen, dem Papst Stephan II. die Provinz von
Ravenna und andere Bezirke schenkte, welche Pepin von
Aistulf, den Lombarden, erobert hatte. Dies war Pepins
Rückzahlung an Papst Zacharias, der den Merowinger König
Childerich absetzte und Pepin und seinen Nachfolgern die
Erbfolge auf den Thron zusicherte. Im 12. Jahrhundert
erstarkte die politische Autorität des Papstes durch
bedeutende Landgeschenke der Gräfin Mathilda von Tuscan.
Zur Zeit seiner grössten Ausdehnung erstreckten sich die
päpstlichen Staaten quer über Italien und von der Adria bis
zum Mittelmeer, insgesamt mehr als 40.000 qkm mit mehr als
3.000.000 Einwohnern.
Infolge der Bemühungen der drei italienischen Patrioten
Mazzini, Cavour und Garibaldi begann im Jahre 1860 eine
starke Bewegung zur Vereinigung Italiens. Dies forderte
allerdings die Annexion der päpstlichen Staaten an das
Königreich Viktor Emmanuels II., die das Herzstück und
Zentrum der Halbinsel Italien bildeten.
POLITISCHE MACHT VERLOREN
Papst Pius IX. konnte den Fall seiner politischen
Souveränität nur aufhalten, weil Österreich und Frankreich
ihm zu Hilfe kamen. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870
verlor der Papst durch den Rückzug von 10.000 französischen
Soldaten einen starken Verbündeten. Daraufhin nahm die
italienische Armee unter der Führung von General Cardona
Rom ein und annektierte jeden Quadratmeter an päpstlichen
Ländereien, wodurch die päpstliche Souveränität ihr Ende
fand.
Im folgenden Frühjahr, am 13. Mai 1871, verabschiedete
Italien das berühmte »Garantiegesetz.« Durch dieses Gesetz
wurde dem Papst das Recht zugesichert, den Vatikan, die
Peterskirche, den Lateran und die Burg Gandolfo zu
benutzen, ebenso eine Jahressumme von $650.000. Ausserdem
gewährte man ihm das Recht, bevollmächtigte Gesandte und
Botschafter aus allen Nationen zu empfangen, sowie einige
weitere Rechte von untergeordneter Bedeutung.
Papst Pius IX. bezeichnete jedoch die Regierung von Italien
als Rebellen, beschuldigte sie des Thronraubs und
missbilligte das Garantiegesetz. Er und seine vier
Nachfolger lehnten es fest ab die Jahreszahlung anzunehmen.
Er zog sich in einen kleinen Teil Roms zurück, bestehend
aus dem Vatikan, der Peterskirche und einem kleinen,
angrenzenden Garten, und erklärte, dass er und seine
Nachfolger »Gefangene des Vatikans« bleiben würden, bis ihm
Italien zurückgibt, was es widerrechtlich an sich gerissen
hat. So erwählte sich der Papst selbst, unter der Last
dieser Umstände, eine Gefangenschaft, die ihm von Italien
in dieser Form nicht aufgezwungen wurde.
DIE RÖMISCHE FRAGE GELÖST
Ungefahr acht Monate nach der Krönung von Papst Pius XI. im
Februar 1922 kam Benito Mussolini in Italien als Diktator
an die Macht. Am 6. August 1926 wurden Verhandlungen
zwischen seinen Agenten und dem Vatikan eröffnet, um eine
Lösung für die römische Frage zu suchen, denn Mussolini
wusste, dass dies seine Stellung in der Geschichte sichern
und seine Beziehungen in Italien und mit der Kirche wie
nichts anderes stärken würde. In derselben Halle, dem
historischen Lateran, wo das der Kirche so widerliche
Garantiegesetz verkündigt wurde, kamen viele Monate langer
Verhandlungen am 11. Februar 1929 zu Ende. Mussolini und
Gasparry unterzeichneten drei Dokumente, die die römische
Frage zu Ende brachten und dem Papst seine
Königsherrschaft und politische Souveränität
zurückgaben. Sie verschafften ihm grössere Macht, als er
sie seit 1798 je besessen hatte. (Genau genommen wurden
drei Dokumente im Lateran unterzeichnet: ein politischer
Vertrag, ein finanzieller Vertrag und ein Konkordat. Jedes
von ihnen beginnt mit den Worten »Im Namen der Heiligen
Trinität«.)
DIE TÖDLICHE WUNDE GEHEILT
Unter dem Symbol eines pantherähnlichen
Tieres, das sieben Häupter und zehn Hörner hat, beschreibt
der Apostel Johannes die religiöse Zeitspanne der
römisch-päpstlichen Macht und führt dazu aus:
»Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich
verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die
ganze Erde wunderte sich über das Tier.« (Offenbarung 13,3)
Dieser Vers enthält drei klare Weissagungen:
-
Das Papsttum erhält eine tödliche Wunde.
-
Die tödliche Wunde wird heil.
-
Die Bewunderung der Welt richtet sich auf das Papsttum.
Die Erfüllung der ersten Prophezeiung über die tödliche
Wunde begann mit der Reformation des Protestantismus und
mit der französischen Revolution. Der Höhepunkt zeigte sich
dann im scheinbar tödlichen Stoss in das Herz des
Papsttums, als der Papst durch die Franzosen im Jahre 1798
abgesetzt und gefangen genommen wurde. Da der päpstliche
Thron nun frei war und eine Verordnung erlassen wurde, dass
kein Nachfolger mehr darauf steigen dürfe, dachte die halbe
Welt, dass das Papsttum für immer sein Ende gefunden hätte.
Diese religiös-politische Macht, die Könige eingesetzt und
abgesetzt, Imperien gebildet und aufgelöst hat, die
Jahrhunderte lang die Geschicke Europas und das Gewissen
der Menschen mit eiserner Hand beherrscht hat, schien nun
eine tödliche Wunde erhalten zu haben, von der es kaum eine
Chance auf Wiederherstellung gab.
Johannes hat jedoch gesagt, dass die tödliche Wunde wieder
heil wurde. Wenn auch in den letzten 125 Jahren viele
Vorhersagen getroffen wurden, dass das Papsttum nicht
wieder zu einer Weltherrschaft aufkommen könnte, und
menschlich gesehen eine Wiederherstellung kaum möglich war,
so müssen wir doch feststellen, dass das Papsttum heute in
der ganzen Welt mehr Macht und Ansehen hat als in der
ganzen Zeit seit der protestantischen Reformation.
Wir möchten uns hier nur auf die Prinzipien und
Handlungsweisen des päpstlichen Systems konzentrieren, und
zwar vor einem religiös-politischem Hintergrund. Wir
möchten keine religiösen Vorurteile hervorrufen oder gar
bitteren Widerstand auslösen, sondern lediglich die
allgemeine Öffentlichkeit über die Tatsachen in dieser
Angelegenheit informieren.
Die Zeit, in der wir leben, ist sehr ernst, und wir müssen
klar denken und offen reden. Menschen und Völker treffen
täglich Entscheidungen, die ihr ewiges Wohl und Wehe
betreffen; wenn es also jemals eine Zeit gab, in der wir
ein »So spricht der Herr« in allen Angelegenheiten unseres
Lebens benötigten, dann jetzt! Wenn das Wort Gottes jemals
die dunklen, abwegigen Wege der Menschheit erhellen konnte,
dann ist es heute, wo wir Gottes Licht brauchen! In unserer
heutigen Zeit, wo der Wind jeder Lehre umhertreibt, sollten
Menschen wirklich darauf acht geben, dass sie ihre Karte
und ihren Kompass oft befragen. Darüber hinaus sollte ihr
Blick ungetrübt sein vom Staub einer falschen Philosophie,
einer falschen Toleranz, einer abtrünnigen Religion oder
der Gleichgültigkeit gegenüber moralischen und geistlichen
Dingen, denn sie alle sind ein Kennzeichen für die Zeit, in
der wir leben.
Kapitel 2
Das Prophetische
Bild vom Papsttum in Daniel
Im 7. Kapitel des Buches Daniel stossen wir auf einige der
herausforderndsten Erklärungen über das Papsttum, die in
der ganzen Literatur zu finden sind - dass es nämlich
geistlich ist und den Höchsten lästert. Daniel hat jedoch
das Papsttum und seine Rolle in der Weltgeschichte so genau
beschrieben, dass es gar keinen Zweifel an seiner
Identifizierung geben kann.
In seiner prophetischen Vision sah Daniel vier grosse Tiere
aufsteigen, die vier herrschende Königreiche darstellen.
Diese vier Königreiche sind dieselben wie im Standbild von
Daniel 2. Das erste Tier, ein Löwe, symbolisierte Babylon;
das zweite, ein Bär, war Medo Persien; das dritte, ein
Panther, stellte Griechenland dar; und das vierte Tier,
»furchtbar und schrecklich und sehr stark« (Vers 7),
war das römische Reich.
Daniel sagt, dass dieses vierte Tier zehn Hörner hat; als
er aber »auf die Hörner schaute, siehe, da brach ein
anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei
der vorigen Homer ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn
hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete
grosse Dinge.« (Daniel 7, 8)
Daniel hatte besonderes Interesse an dem vierten Tier und
seinen zehn Hörnern, vor allem aber an dem kleinen Horn,
und so ging er auf einen Engel zu und fragte ihn nach der
Deutung. Dieser antwortete ihm:
»Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden
sein; das wird ganz anders sein als alle anderen
Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und
zermalmen. Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus
diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird
ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die
vorigen und wird drei Könige stürzen. Er wird den Höchsten
lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird
sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie
werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei
Zeiten und eine halbe Zeit.« (Daniel 7,23-25)
Die Geschichte bestätigt jede Phase dieser göttlichen
Prophezeiung bis ins kleinste Detail. Im Jahre 476 n. Chr.
wurde das römische Reich in zehn Reiche geteilt, die die
Vorgänger unserer modernen europäischen Nationen waren. Zu
der Zeit, als Rom sich auflöste, begann sich das Papsttum
in der Welt als souveräne Macht zu behaupten; um seine
Souveränität aufrechtzuerhalten, musste es aber drei von
den zehn Hörnern ausreissen. Diese drei Hörner waren
arische Mächte, die dem päpstlichen Machtstreben bislang
widerstanden hatten: Die Wandalen wurden im Jahre 534 n.
Chr. ausgerottet, die Ostgoten im Jahre 554 n. Chr. und die
Heruler 754 n. Chr.
Dass dieses kleine Horn in Daniel 7 das Papsttum darstellt,
hat sich durch viele Tatsachen bestätigt,
l. Wie die Prophetie fordert, kam das Papsttum im
Hoheitsgebiet Roms zu derselben Zeit an die Macht, als sich
das Imperium aufgelöst hat.
2. Drei Könige wurden »ausgerissen«, damit das Papsttum
entstehen konnte.
3. Genau wie Daniel es vorausgesagt hatte, handelte es sich
um eine religiös-politische Macht, denn zu derselben Zeit,
als es Macht über Könige ausübte, lästerte es gegen den
Höchsten und versuchte, Gottes Gesetz zu ändern. Es war
gerade solch ein Priester-König wie der Papst, den Daniel
gesehen hatte.
4. Es hat die Heiligen des Höchsten vernichtet.
5. Seine Herrschaft dauerte l .260 Jahre, genau wie Daniel
es vorhergesagt hatte. Lasst uns nun einige dieser
Einzelheiten genauer betrachten.
ER WIRD DEN HÖCHSTEN LÄSTERN
Niemand hat in der ganzen Weltgeschichte jemals ein solches
Anrecht auf göttliche Vorrechte beansprucht und die
Vermessenheit besessen, auf dieser Erde die Stelle Gottes
einzunehmen, wie der Papst. Darin unterscheidet er sich von
der Allgemeinheit, und nur er passt zu dem Bild, das Daniel
hier gezeichnet hat. »Wir nehmen auf dieser Erde den Platz
des allmächtigen Gottes ein«, sagte Papst Leo XIII im Jahre
1894.
Er Vernichtet die Heiligen des Höchsten
Mit Buchstaben, die vom Blut der Märtyrer triefen,
beschreibt die Geschichte nur allzu gut die tragische
Wahrheit, dass das Papsttum die Heiligen des Höchsten
vernichtet hat.
Der Geschichtsschreiber Lecky sagte folgendes: »Dass die
Kirche von Rom mehr unschuldiges Blut vergossen hat als
irgendeine andere Organisation, die je auf Erden bestanden
hat, wird von keinem Protestanten bezweifelt, der sich in
der Geschichte auskennt. Die Erinnerungen an die vielen
Verfolgungen sind so karg, dass es schier unmöglich ist,
genauere Angaben über die Vielzahl der Opfer zu machen,
geschweige denn, dass es möglich wäre, mit unserer
Vorstellungskraft die Leiden der Opfer auch nur annähernd
zu erfassen.«
Der englische Schriftsteller H. Grattan Guinness sagt: »Es
wurde berechnet, dass die Päpste von Rom, direkt oder
indirekt, 50 Millionen Märtyrer um ihres Glaubens willen
ermordet haben - fünfzig Millionen Männer und Frauen, die
sich weigerten, an der römischen Götzenverehrung
teilzunehmen, weil sie an der Bibel als das Wort Gottes
festgehalten und ihr Leben nicht geliebt haben bis hin zum
Tod und bis aufs Blut widerstanden haben im Kampf gegen die
Sünde.«
ER ÄNDERT ZEITEN UND GESETZ
In Daniel 7,25 heisst es: »[Er] wird sich unterstehen,
Zeiten und Gesetz zu ändern.« Dies bezieht sich auf die
Zeiten und das Gesetz des Höchsten.
Hat der Papst wirklich versucht, dies zu tun? Die
Katholische Enzyklopädie sagt dazu folgendes: »Nachdem
die Kirche den Ruhetag vom jüdischen Sabbat, dem siebten
Tag der Woche, auf den ersten Tag verlegt hatte, bezog sie
das dritte Gebot auf den Sonntag als den Tag, der als Tag
des Herrn geheiligt werden sollte.«
Hier haben wir ein eigenes, offenes Geständnis von der
katholischen Kirche, dass sie die Zeit im Gesetz verändert
hat, denn in den zehn Geboten Gottes ist der siebte
Wochentag der Sabbat, und nicht der erste.
Durch ihren kompromissbereiten Geist begann die erste
christliche Kirche mit der heidnischen Sonnenanbetung
allmählich, den Sonntag als wöchentlichen Ruhetag zu
halten, anstelle des Sabbats im vierten Gebot. Schliesslich
breitete sich diese Sitte so sehr aus, dass die katholische
Kirche ihr offizielles Einverständnis dazu gab und damit
die Zeit im Gesetz von ihr geändert wurde.
Dies alles stimmt mit der Behauptung des Papsttums überein,
dass es das Gesetz Gottes nach eigenem Willen ändern kann:
»Der Papst hat so grosse Autorität und Macht, dass er
göttliche Gesetze verändern, erklären und deuten kann. Der
Papst kann Gottes Gesetz verändern, denn seine Macht hat er
nicht von Menschen, sondern von Gott, und er tut dies als
Stellvertreter Gottes auf Erden. Mit grosser Macht kann er
seine Schafe binden oder lösen.« (Ferraris'
Ecclesiastical Dictionary Article on the Pope)
Anhand dieser Beispiele können wir erkennen, dass die
Einzelheiten der prophetischen Beschreibung in Daniel auf
das Papsttum zutreffen.
STÄNDIGE SOUVERÄNITÄT FÜR 1260 JAHRE
Daniel erklärt in Kap.
7,25, dass das kleine Horn die Heiligen des Höchsten
verfolgen würde, und zwar für eine Zeit, zwei Zeiten und
eine halbe Zeit. Das Wort »Zeit« im Hebräischen
bedeutet Jahr, und so sind zwei »Zeiten« zwei Jahre.
Wir haben also eine Periode von dreieinhalb Jahren. Das
hebräische Jahr hat 360 Tage. Somit sind dreieinhalb Jahre
1260 Tage. In prophetischer Zeitrechnung steht jeder Tag
entsprechend der biblischen Regel in Hesekiel 4,6 für ein
Jahr. Es handelt sich demnach um eine Periode von 1260
Jahren. Dies steht auch im Einklang mit der historischen
Auslegung vieler protestantischer Kommentatoren.
Wenn die in Daniel beschriebene Macht das Papsttum ist,
dann müssten wir in der Geschichte dieser Kirche eine
Periode von 1.260 Jahren finden, in der sie volle
Souveränität besass.
Die Geschichte sagt uns, dass Kaiser Justinian im Jahre 533
n. Chr. seinen berühmten majestätischen Brief herausgab, in
dem er den Bischof von Rom (den Papst) als das Haupt aller
Bischöfe anerkannte. Dieser Brief hatte alle Wirkungen
einer Verordnung und wurde auch als solcher betrachtet,
nachdem er im Codex Justinianus eingeführt war. Fünf Jahre
später, 538 n. Chr., verteidigte die imperiale Armee unter
der Führung von Belisar Rom gegen den Gotenkönig Witichis.
Von dieser bedeutenden Zeit spricht der englische
Historiker George Finlay:
»Mit der Eroberung Roms durch Belisar hat die Geschichte
der alten Stadt sozusagen ein Ende genommen, und mit seiner
Verteidigung gegen Witichis beginnt die Geschichte des
Mittelalters.« (Griechenland unter den Römern, S. 295)
Des weiteren setzte Belisar im Jahre 538 n. Chr. einen
neuen Papst, Papst Vigilius, auf den päpstlichen Thron. Er
war der Nachfolger von Papst Silverius, dem man den Versuch
vorgeworfen hatte, die Stadt Rom an den Gotenkönig zu
verraten.
So wurde im Jahre 533 n. Chr. der zuvor erwähnte Brief von
Justinian geschrieben, der praktisch eine Verordnung war
und in dem er die Souveränität des Papstes anerkannte; 538
n. Chr. wurde dann durch einen Schwertstoss der Weg für Rom
frei, den ersten Papst einer neuen Serie von Päpsten auf
den päpstlichen Thron zu setzen. Mit diesem fünfjährigen
Zeitabschnitt (533-538 n. Chr.) beginnt daher die
Zeitspanne von 1260 Jahren weltweiter päpstlicher
Souveränität.
Und tatsächlich, 1260 Jahre nachdem Justinian die
Souveränität des Papstes im Jahre 533 n. Chr. anerkannt
hatte, befand sich Frankreich in den Kämpfen der
Revolution, während der im Jahre 1793 eine Verordnung
erlassen wurde, die den Sturz des Papsttums forderte. Und
1.260 Jahre nachdem Justinians Erlass im Jahre 538 n. Chr.
in Kraft getreten war, gab die französische Regierung im
Jahre 1798 unter General Berthier den Befehl, den Papst
abzusetzen. Viele Jahrhunderte lang hatte das Papsttum die
Heiligen des Höchsten vernichtet, aber in den Jahren
1793-1798 wurde seine mittelalterliche Macht gebrochen.
Wie wunderbar ist es doch, dass sich die biblische
Prophetie so genau erfüllt! Und wie vollständig passt jede
Einzelheit in Daniel 7 auf das Papsttum!
Niemand ausser Gott allein kann Daniel diese Visionen von
der Weltgeschichte im voraus gegeben haben, und kein
anderer als der Papst und seine Kirche haben diese
prophetischen Vorhersagungen erfüllt
Kapitel 3
Die Sieben Häupter
In Offenbarung
»Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte
sieben Häupter... und auf seinen Häuptern lästerliche
Namen.« (Offenbarung 13,1)
Das pantherähnliche Tier, das der Apostel in seiner Vision
sah, wird von vielen Christen als das päpstliche System
identifiziert. In diesem Studium werden wir die Merkmale
und Eigenschaften dieser Häupter untersuchen. Was stellen
diese sieben Häupter dar, und welche Rolle spielen sie in
den Visionen der Offenbarung?
Den Schlüssel zu den sieben Häuptern finden wir in einer
Serie von drei Visionen in den Kapiteln 12, 13 und 17 der
Offenbarung. Wir werden bei unseren Erwägungen zuerst den
Zusammenhang zwischen diesen dreien überprüfen und dabei
den jeweiligen Zeitrahmen beachten.
Offenbarung 12 beginnt mit einer Frau, die mit der Sonne
bekleidet ist und kurz vor der Entbindung steht. Die
Heilige Schrift benutzt eine Frau als Sinnbild für Gottes
Volk oder seine Gemeinde (vgl. Jeremia 6,2 King James
Version; 2. Korinther 11,2), und hier sehen wir sie in
Erwartung der Geburt Jesu. Obwohl Offenbarung 12 Satans
Verfolgung der Gemeinde darstellt, wird in der Vision keine
seiner Tätigkeiten hier auf Erden vor der
neutestamentlichen Zeit erwähnt, sondern erst sein Versuch,
Christus zu vernichten. Sein erstes Einschalten in die
Geschicke unserer Welt, soweit es diese Vision betrifft,
finden wir in Vers 4: »Der Drache trat vor die Frau, die
gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind
frässe.« Dieser Vers beschreibt Satans Versuch,
Christus zu vernichten, und zwar durch das heidnische Rom.
In der Vision von Offenbarung 12 ist Rom die erste
weltliche Macht, die Satan zu diesem Zweck benutzt hat.
In Vers 6 wird auf die nächste weltliche Macht hingewiesen,
durch die Satan das Volk Gottes 1260 prophetische Tage lang
(1260 tatsächliche Jahre) verfolgt hat. Ein Tag
prophetischer Zeit ist ein Jahr (vgl. Hesekiel 4,6), so
dass die genau vorhergesagte Zeit der päpstlichen
Herrschaft 1260 Jahre beträgt, die auch als das finstere
Mittelalter bekannt ist. In dieser Zeit wurden durch das
Papsttum etwa 50 Millionen Christen getötet.
Satans letztes Verfolgungswerk wird in Vers 17 beschrieben:
»Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu
kämpfen gegen die übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes
Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.« Dieser Text
versetzt uns in den letzten Teil der Endzeit, wo die
übrigen des Volkes Gottes auf dieser Erde leben.
Entsprechend dieser Vision in der Offenbarung können die
sieben Häupter nur etwas darstellen, was in der Zeitspanne
vom heidnischen Rom bis zur Endzeit liegt, denn dies
fordert der Zusammenhang, in dem die Beschreibung in dieser
Vision steht. Es gibt daher ganz gewiss keinen Grund, sie
auf irgend etwas anderes ausserhalb dieses von Gott
gegebenen Kontextes zu beziehen.
Wie verhält es sich nun mit den beiden anderen Visionen?
Offenbarung 13 bezieht sich auf die Geschichte des
Papsttums, und dort vor allem auf die Verfolgung der
Übrigen in der Endzeit. So sehen wir, dass Offenbarung 13
die sieben Häupter in die gleiche Zeitspanne einordnet wie
das päpstliche System. In Kapitel 17 ist es ähnlich,
nämlich in der Zeit, in der der Katholizismus als
»Mutter der Hurerei« bezeichnet wird. Die
römisch-katholische Kirche wurde erst eine Mutter, als die
protestantische Kirche geboren wurde. Sie selbst nennt
diese Kirchen ihre abgefallenen Töchter. Der Kontext von
Offenbarung 17 bezieht die sieben Häupter somit auf die
Zeit nach der Reformation, als die protestantischen Kirchen
bereits aufgekommen waren.
Zusammenfassend können wir also sagen, dass die sieben
Häupter im Kontext von Offenbarung 12 nicht in die Zeit vor
dem heidnischen Rom gehören können und dass die Kapitel 13
und 17 sie in die Zeit des Papsttums einordnen. Einige
andere Ausleger ordnen die sieben Häupter noch vor der Zeit
des Tieres ein, was jedoch - wie wir gesehen haben - nicht
mit der Schrift in Einklang gebracht werden kann.
Wofür stehen nun die einzelnen Symbole? In den
Prophezeiungen von Daniel finden wir ebenfalls Häupter und
Hörner, und wir haben festgestellt, dass diese Häupter und
Hörner niemals vor dem Tier, auf dem sie sich befinden, als
Macht existiert haben. Häupter und Hörner, die in der
Prophetie Mächte symbolisieren, kommen immer erst während
oder am Ende der Zeit an die Macht, in der das Tier an der
Herrschaft ist, auf dem sie sich befinden, niemals jedoch
zuvor (vgl. dazu z.B. Daniel 7,6-8 und 8,20-22). Dies
zeigt, dass es keine biblische Grundlage dafür gibt, dass
die Häupter oder Hörner in Offenbarung 13 irgend etwas
darstellen, was vor der Zeit des pantherähnlichen Tieres
oder des päpstlichen Systems existiert hat
Da wir nun die geschichtliche Zeit der sieben Häupter
bestimmt haben, wollen wir uns jetzt mit den Schlüsseln für
ihre Deutung befassen. Den ersten finden wir in Offenbarung
13,3: »Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es
tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und
die ganze Erde wunderte sich über das Tier.«
Wir haben bereits festgestellt, dass das pantherähnliche
Tier das päpstliche System versinnbildet. Hier in Kapitel
13,3 hat die Prophetie eine Zeit vorhergesagt, in der sich
die ganze Erde wegen der Heilung eines der Häupter
verwundern wird, und zwar nicht nur über das Haupt selbst,
sondern auch über das Tier (das päpstliche System). In
Offenbarung 13,12 ist das Haupt so eng mit dem päpstlichen
System verbunden, dass es auch die Heilung des Tieres (des
päpstlichen Systems) beschreibt. Der Apostel sagt hier:»...
das erste Tier..., dessen tödliche Wunde heil geworden
war.« In Vers 14 finden wir noch einmal das gleiche,
dass nämlich die Heilung des Hauptes auch die Heilung des
Tieres bedeutete. Daran zeigt sich, dass die Verbindung
zwischen dem Tier und dem Haupt sehr eng ist.
Jetzt kommen natürlich einige Fragen auf: Sind die anderen
Häupter auch so eng mit dem päpstlichen System verbunden
wie dieses Haupt? Sind alle Häupter in derselben Weise mit
der römischen Kirche vereinigt, oder etwa anders?
Statt Vermutungen anzustellen, möchten wir die Bibel
sprechen lassen: »Hier ist Sinn, zu dem Weisheit gehört!
Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau
sitzt, und es sind sieben Könige.« Offenbarung 17,9. In
Übereinstimmung mit diesem Vers versinnbilden die sieben
Häupter sieben Berge. Unser Text sagt ausserdem deutlich,
dass die Frau dort sitzt, wo die sieben Berge sind. In
aller Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift sind wir nun dazu
verpflichtet, solche Berge zu finden, die auf diese
Beschreibung zutreffen.
Stets gab es in der Geschichte Christen wie Martin Luther,
Tyndale, King James I., John Wesley, Roger Williams und
viele andere, die erkannt haben, dass »Babylon«, die
Hure, das päpstliche System ist. Der Platz, auf dem die
Hure (das päpstliche System) sitzt, ist natürlich auch ihr
Sitz oder Thron. Seit Jahrhunderten ist Rom bekannt als die
Stadt, die auf den sieben Bergen gebaut ist. Der Text kann
daher auch so gelesen werden: »Die sieben Häupter sind
(die) sieben Berge (von Rom), auf denen die Frau (das
päpstliche System) sitzt.«
Wir lesen weiter: »... und es sind sieben Könige.«
Die Häupter haben also eine zweifache Bedeutung: Sie
stellen den Sitz des päpstlichen Systems und die sieben
Könige dar. In allen anderen Prophezeiungen, in denen ein
Symbol für zwei verschiedene Dinge in derselben Vision
steht, gibt es eine sehr enge Beziehung zwischen diesen
beiden. In Offenbarung 12,4 stellt der Drache z.B. sowohl
Satan als auch das heidnische Rom dar - die Macht nämlich,
durch die Satan versucht hat, Christus zu -vernichten.
Beide sind wiederum durch den Drachen in Kapitel 13,2
dargestellt. So ist es auch bei den sieben Hügeln und
sieben Königen; es zeigt, dass sie sehr eng miteinander
durch ein Symbol verbunden sind, das beide darstellt.
Wir haben bereits die Frage gestellt, ob alle Häupter in
der gleichen Weise mit dem päpstlichen System verbunden
sind. Offenbarung 17,9-10 gibt uns die Antwort: Sie sind
tatsächlich in der gleichen Weise verbunden, denn sie
repräsentieren ein System: das System, in dem sich der
päpstliche Thron befindet. Dieser Text zeigt uns, dass die
sieben Könige eng mit Rom verbunden sind und dass sie
deshalb auch Herrscher von diesem Reich sein sollten.
Als nächstes wollen wir das Symbol »Häupter« betrachten. Im
Alten Testament wurde dieses Wort gebraucht, um Leiter des
Volkes darzustellen. In 2. Mose 18,25 lesen wir: »...
und erwählte redliche Leute aus ganz Israel und machte sie
zu Häuptern über das Volk, zu Obersten über tausend, über
hundert, über fünfzig und über zehn.«
Im Neuen Testament wird es genauso gebraucht. Epheser 5,23
sagt: »Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch
Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib
erlöst hat.« Und in Kolosser 1,18 heisst es: »Und er
ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde.« Im
biblischen Sprachgebrauch steht das Wort »Haupt«
(oder »Häupter«) also für Leiter oder Herrscher.
Wer sind nun diese Herrscher? Offenbarung 13,1 gibt uns
einen wichtigen Hinweis. Dort heisst es, dass auf den
sieben Häuptern »lästerliche Namen« sind. Es tragen aber
nicht nur die Häupter lästerliche Namen, sondern das Tier
selbst lästert Gott. Vers 6: »Und es tat sein Maul auf
zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein
Haus und die im Himmel wohnen.« Die Tatsache, dass die
Häupter und das Tier selbst Gott lästern, zeigt uns, dass
eine enge Verbindung zwischen den beiden besteht.
Als Jesus auf dieser Erde war, beschuldigte man ihn der
Gotteslästerung, weil er sich Gott gleichstellte (Johannes
10,33; 5:18) und weil er die Macht beanspruchte, Sünden zu
vergeben (Markus 2,7). Auf Jesus traf dieser Vorwurf der
Gotteslästerung nicht zu, denn er war und ist Gott, aber
für andere, die solches tun, ist es in der Tat
Gotteslästerung. Das päpstliche System nimmt sich
allerdings dieses Vorrecht heraus, und es ist die Macht,
die wir in dem pantherähnlichen Tier sehen.
Von welchen Königen könnte man sagen, dass sie Namen oder
Titel der Gotteslästerung tragen? Als Antwort sollen die
folgenden Zitate genügen:
»Alle Namen, die in der Heiligen Schrift für Christus
verwendet werden und kraft derer feststeht, dass er über
der Kirche steht, alle diese Namen finden auch auf den
Papst Anwendung.« (Robert Bellarmine, Controversia
Prima, Book 2, On the Authority of Counsils, Kap.
17, S.266)
»Der Papst ist nicht nur der Stellvertreter Jesu
Christi, sondern er ist Jesus Christus selbst, verborgen
unter dem Deckmantel des Fleisches.« (The Catholic
National, Juli 1895)
»Er ist der wahre Vikar (Stellvertreter) von Christus,
das Haupt der gesamten Kirche, der Vater und Lehrer aller
Christen. Er ist der unfehlbare Herrscher, der Gründer von
Dogmen, der Autor und Richter von Gemeinderäten, der
universale Herrscher der Wahrheit, der Vermittler für die
Welt, der höchste Richter im Himmel und auf Erden, der
Richter von allen, von niemandem gerichtet, Gott selbst auf
dieser Erde.« (The New York Catechism, aus Roman
Catholicism, S. 127)
Diese Namen und Titel gebühren Gott allein. Das Haupt
irgendeines Systems, das solche Namen beansprucht, ist in
der Tat ein Haupt, das »lästerliche Namen« trägt.
Wir haben gesehen, dass die sieben Häupter in allen drei
Visionen eng mit dem Papsttum verbunden sind. Wir haben
auch gesehen, dass keine dieser Mächte vor der Zeit des
heidnischen Roms Herrschaft ausgeübt hatte. Ausserdem haben
wir festgestellt, dass die Symbole »Häupter« und »Hörner«
in der Prophetie immer an die Macht kommen während oder am
Ende der Zeit der Herrschaft des Tieres, auf dem sie sich
befinden, niemals jedoch zuvor. Das heisst, dass die sieben
Häupter von Offenbarung 13 und 17 während der Zeit der
päpstlichen Macht an der Herrschaft sind und keine andere
Macht vor dieser Zeit darstellen können. Wir haben erkannt,
dass das Wort »Haupt« in der Bibel gebraucht wird, um
Leiter oder Herrscher des Volkes darzustellen. Und
schliesslich haben wir gesehen, dass die Häupter, die
lästerliche Namen tragen, die Päpste von Rom sind. Nachdem
wir nun alle diese Punkte betrachtet haben, kommen wir zu
dem Schluss, dass Rom und die römischen Päpste diese
Prophezeiung vollkommen erfüllen.
DIE SIEBEN KÖNIGE/PÄPSTE
In der langen
Geschichte des Papsttums gab es viele Päpste, nicht nur
sieben. Welche sieben Päpste werden hier in der Offenbarung
in den Mittelpunkt gerückt, und was ist ihre Bedeutung? Um
diese Fragen zu beantworten, sollten wir zwei wichtige
Punkte in der Heiligen Schrift betrachten.
»Die sieben Häupter ... sind sieben Könige. Fünf sind
gefallen, und einer ist, und der andere ist noch
nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit
bleiben.« (Offenbarung 17,9-10 Luther 1912) Der Satz »Und
einer ist«, der das sechste Haupt beschreibt, steht
in der Gegenwart (Präsens). Das heisst, dass dieses Haupt
tatsächlich zu der Zeit regiert hat, als es der Apostel in
der Vision sah; und während es regiert, ist Gottes Volk
dazu aufgerufen, es als sechstes Haupt zu erkennen.
Aber für welche Zeit in der Geschichte ist das Präsens nun
anzuwenden - für die Zeit des Propheten oder für eine
spätere Zeit? Die Zeitform muss immer in dem Kontext
Anwendung finden, in dem sie gebraucht wird. In Offenbarung
17,10 wird das Präsens »und einer ist« im
Kontext einer prophetischen Vision gebraucht. Das heisst,
dass sich die Zeitform nicht auf die Zeit des Propheten
bezieht, sondern auf die zukünftige Zeit, in der er sich
befand, als er seine Vision gesehen hat.
Vom alten Babylon sagte Jeremia: »Babel ist genommen.«
Und ausserdem: »Wie plötzlich ist Babel gefallen und
zerschmettert!« (Jeremia 50,2; 51,8) Diese Worte wurden
geschrieben, als Nebukadnezar, Babylons grösster König,
fast die ganze Welt regierte und Babylon auf der Höhe
seiner Macht war. Fast 200 Jahre vorher schrieb Jesaja von
demselben Ereignis: »Gefallen ist Babel, es ist
gefallen, und alle Bilder seiner Götter sind zu Boden
geschlagen!« (Jesaja 21,9) Diese Worte wurden im
Kontext der prophetischen Vision geschrieben und können
deshalb nicht vor der zukünftigen Zeit angewendet werden,
in der sich der Prophet befand, als er seine Vision sah.
In Apostelgeschichte 8,32-35 wird ein äthiopischer Kämmerer
beschrieben, der den Propheten Jesaja liest: »Wie ein
Schaf das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm,
das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund
nicht auf.« (Vers 32) Die Präsensformen, die in diesen
Versen benutzt werden, scheinen sich auf die Zeit des
Schreibers zu beziehen, und dies veranlasste den Kämmerer
zu fragen: »Ich bitte dich, von wem redet der Prophet
das, von sich selbst oder von jemand anderem?«
Philippus sagte jedoch, dass diese Zeitform hier nach dem
Propheten kommen würde, dass sie sich auf Jesus bezieht.
Philippus benutzte die Zeitform im prophetischen Kontext
und nicht zur Zeit des Schreibers. Deshalb sollten auch wir
die Zukunft anwenden, also erst nach der Zeit des Apostels
Johannes für den Satz in Offenbarung 17,10: »Und
einer ist.« Soweit haben wir herausgefunden, dass
sich alles, was wir bis jetzt betrachtet haben, harmonisch
zusammenfügt. Ein Problem bleibt allerdings noch: Wenn wir
die Identität des sechsten Hauptes erkennen wollen,
brauchen wir einen Anhaltspunkt, der uns sagt, wo wir mit
dem Zählen der sieben Häupter beginnen sollen. Hätten wir
keinen solchen Schlüssel, dann würde ihre Identität für
immer ein Geheimnis bleiben. Offenbarung 13,3 ist der
einzige Anhaltspunkt, den uns die Schrift gibt, um eine
Zeit für die Häupter zu bestimmen.
Offenbarung 13,3 beschreibt eine tödliche Wunde und ihre
Heilung, wovon die Prophetie vorhergesagt hatte, dass es
das Papsttum erfahren würde. Die Wunde wurde am Ende der
1260 Jahre päpstlicher Herrschaft, am 10. Februar 1798,
zugefügt, als der französische General Berthier in Rom
einmarschierte und Papst Pius VI. gefangen nahm, in der
Absicht, das Papsttum zu beenden. Ganz Europa dachte, dass
»mit dem Papst das Papsttum tot war.« (The Modern Papacy,
Joseph Richaby, S. l) Offenbarung 13,3 gibt uns den Beweis,
dass dies geschehen würde, denn es spricht ja davon.
1. »Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es
tödlich verwundet.« (Offenbarung 13,3)
»Wir schauten auf die Büste von Pius VI. Die Statue
unter der Büste "war von Marmor und enthielt das Herz des
Papstes. Dies ist der Papst, den die Prophetie
bestimmte, die tödliche Wunde zu erhalten. Er wurde als
Gefangener nach Valenz gebracht, und wir schauten uns den
Turm an, in dem er eingesperrt war und wo er starb. Von
diesem Turm aus konnte er auf das schöne Wasser der Rhone
blicken, und das gab ihm viel Freude. Es war eine Freude,
auf diese Darstellung des Papstes zu schauen, über den die
Prophetie so genau geschrieben hat.«
(Manuscript Releases Volume Five: Ellen
White's First Visit to France, S. 318)
2. Der Text geht noch weiter: »Und ich sah eines
seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine
tödliche Wunde wurde heil.« Johannes sah also nicht nur
eine Wunde, sondern auch ein Haupt, das die Heilung
erfahren hat (Offenbarung 13,3).
Der einzige Papst, der durch dieses Haupt, das wieder heil
wurde, dargestellt werden könnte, ist Pius XI., der von
1922 bis 1939 regiert hat. Nur ein Haupt - so die
Prophezeiung - würde die Auswirkungen der Wunde und ihrer
Heilung verspüren, und das einzige Haupt der katholischen
Kirche, das dieses Merkmal erfüllt, ist Pius XI. Die
Heilung dieser Wunde geschah im Jahre 1929, etwa in der
Mitte seiner Regierungszeit.
In einer Tageszeitung von San Francisco wurde dieses
Ereignis wie folgt beschrieben: »MUSSOLINI UND GASPARRY
UNTERZEICHNEN HISTORISCHEN RÖMISCHEN VERTRAG. Rom, den 11.
Februar 1929. - Die römische Frage gehörte seit heute Abend
der Vergangenheit an, und der Vatikan stand im Frieden mit
Italien .... da nun das bedeutende Dokument unterschrieben
wurde, das DIE HEILUNG DER WUNDE bewirkte, die schon
seit dem Jahre 1870 geeitert hat. Auf beiden Seiten war
grosse Herzlichkeit zu sehen.« (San
Francisco Chronicle, 12. Februar 1929) Die Los
Angeles Times verkündete in fast prophetischer Sprache in
ihren Schlagzeilen: »DIE WUNDE IST GEHEILT.«
Gibt es nun eine Möglichkeit, nachzuweisen, dass Pius XI.
der erste von den sieben Häuptern war? Ja. Von der Zeit an,
als die tödliche Wunde einem Haupt bzw. Papst des
päpstlichen Systems im Jahre 1798 zugefügt wurde, hat jeder
Papst die Auswirkungen dieser Wunde zu spüren bekommen, bis
sie im Jahre 1929 heil wurde. Wenn nun die anderen sechs
Häupter sechs Päpste vor Pius XI. darstellen würden,
müssten sie alle in der Symbolsprache der Offenbarung eine
Wunde haben. Wenn nur einige Häupter Päpste vor seiner Zeit
repräsentieren, andere aber solche nach seiner Zeit, dann
hätten einige eine Wunde, die anderen aber nicht. Würden
sich nun alle anderen Häupter auf Päpste nach Pius XI.
beziehen, so hätte keines von ihnen eine Wunde, nur das
Haupt, das ihn selbst repräsentiert, würde dann die Wunde
tragen, da sie noch während seiner Regierungszeit heil
wurde. Da aber keines der anderen Häupter eine Wunde trägt,
müssen sie nach ihm kommen.
Offenbarung 17,10 sagt: »Fünf sind gefallen, und einer
ist.« Wenn sich unsere Überlegungen als richtig erweisen
sollen, müssten wir uns jetzt, in der Zeit des sechsten
Papstes seit der Heilung der Wunde befinden - in der Zeit
des einen nämlich, von dem der Engel in der Gegenwartsform
sagt: »Und einer ist.« Von Papst Pius XI. an weist die
Geschichte folgende Päpste auf:
1. Pius XI.
2. Pius XII. ,
3. Johannes XXIII.
4. Paul VI.
5. Johannes Paul I.
6. Johannes Paul II.
|
(1929-1939),
(1939-1958),
(1958-1963),
(1963-1978),
(26. Aug. 1978 - 29. Sept. 1978 - nur 33 Tage),
(seit 1978). |
Johannes Paul II. ist heute das sechste Haupt des
päpstlichen Systems seit der Heilung der Wunde. Er ist der
Pontifex in der Geschichte des Papsttums, der bisher am
weitesten gereist ist und der in seiner kurzen
Regierungszeit eine weltweit anerkannte und geachtete
Persönlichkeit geworden ist. Dieser Mann, der in den Augen
vieler der »moralische Führer der Welt« geworden ist, wird
von dem Engel zu Recht als einer bezeichnet, der da ist.
Dieser Ausdruck bezieht sich mit der Gegenwartsform
allerdings nicht nur auf seine jetzige Herrschaft, sondern
bedeutet auch: »Achtet ihn. Erkennet jetzt, dass er da
ist.« Wie könnte es heute sein, dass ihn jemand NICHT
erkennt!
Die Geschichte stimmt mit der Schrift überein und hat
unsere Ergebnisse bestätigt. Wir leben jetzt in der Zeit
des sechsten Hauptes, und nach der Prophetie wird nur noch
ein weiteres kommen - ein einziges! Wird der siebte jedoch
wirklich der letzte Papst sein? Ganz gewiss. Während seiner
Herrschaft ist es nämlich, wie die Schrift bezeugt, dass
das Tier aus dem Abgrund (Satan) die Welt zum Kampf gegen
die Heiligen, und damit gegen Christus, anführt. »Diese
sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier.
Die werden gegen das Lamm kämpfen.« (Offenbarung
17,13-14) Dieser Krieg ist die Schlacht von Harmageddon,
von der in Kap. 16,12-16 im Zusammenhang mit der sechsten
Plage gesprochen wird. »Und die zehn Hörner, die du
gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und
werden sie ausplündern und entblössen und werden ihr
Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.«
(Offenbarung 17,16) Die Vernichtung von Babylon geschieht
während der siebten und letzten Plage der sieben letzten
Plagen (Offenbarung 16,17-19). Der siebte Papst wird also
tatsächlich der letzte Papst sein. Er ist »der Böse«,
den »der Herr Jesus umbringen [wird] mit dem Hauch
seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine
Erscheinung, wenn er kommt.« (2. Thessalonicher 2,8)
Lieber Freund, kannst du nun erkennen, was diese Zeichen
bedeuten? Die Stunde schreitet voran, und die Plagen werden
bald über die Welt ausgegossen. Wir, du und ich, können
ihnen jedoch entkommen. Dies können wir tun, indem wir uns
ganz Jesus Christus hingeben.
Diese Gnadenbotschaft von Gott verrät uns weder den Tag
noch die Stunde oder das Jahr der Wiederkunft Christi; es
zeigt uns aber deutlich, dass sie sehr nahe ist, ja vor der
Türe steht. Können wir es da mit diesem Wissen wagen, Jesus
noch länger zurückzuweisen? Oder etwa die wenigen Jahre zu
vergeuden, die Gott uns noch gegeben hat? Sollten wir nicht
lieber jetzt unser ganzes Leben Jesus Christus anvertrauen
und die uns noch verbleibende Zeit nutzen, um ihm zu dienen
und anderen seine Worte zu bezeugen? Möchtest du nicht
jetzt Jesus Christus dein Herz geben, in diesem Moment? Es
gibt keinen Augenblick zu vergeuden. Bitte, mein Freund, tu
es jetzt!
Kapitel 4
Was Bedeutet Die
Heilung?
Manche verwechseln die Heilung, die das Tier erfährt, mit
dem Bild, das ihm gemacht wird. Einige verkennen den
geschichtlichen Ursprung des Papsttum oder was die tödliche
Wunde eigentlich bedeutet. Andere stellen sogar die
unvernünftige und unbiblische Behauptung auf, dass das
Papsttum stärker sein müsse, wenn es geheilt ist, als in
der Zeit, bevor es überhaupt verwundet war. Jeder dieser
Irrtümer lässt sich leicht aufdecken, wenn wir die Bibel
selbst als unsere Richtschnur nehmen und dies konsequent zu
Ende führen.
Was sagt die Schrift dazu, wie das Papsttum entstanden ist?
Obwohl es seine grösste religiöse und politische Macht erst
viele Jahrhunderte später erlangt hat, liegt der
entscheidende Zeitpunkt, den uns die Schrift nennt, im Jahr
538 n. Chr., als es die letzten drei Mächte unterworfen hat
und sich freigemacht hat von den unterdrückenden Einflüssen
dieser Mächte, die seinen Einfluss auf das Gebiet des
Privatrechts beschränkt haben. Danach war das Papsttum frei
in seiner Machtausübung (s. Daniel 7,24). Die Gefangennahme
des Papstes und das damit verbundene Einbüssen dieser
Freiheit war es schliesslich, die zur Verwundung des
Papsttums im Jahre 1798 führten.
Was war nun eigentlich das Heilwerden der Wunde? Man könnte
schlussfolgern, dass das Papsttum die Heilung erfährt, wenn
sein Zustand wiederhergestellt ist, wie er vor der
Verwundung im Jahre 1798 gewesen war. Mit anderen Worten:
Das Papsttum ist geheilt, wenn es wenigstens wieder den
Zustand erreicht hat, in dem es im Jahre 538 n. Chr.
gewesen ist, denn in diesem Jahr hatte es noch keine Wunde
und war ganz gewiss auch mächtig. Die Heilung kann man also
mit der Wiederherstellung der päpstlichen Macht
gleichsetzen. Die Heilung wird dann vollendet sein, wenn
das Papsttum wieder von den Mächten frei wird, die seine
Tätigkeiten auf den privatrechtlichen Bereich beschränkt
haben, und wenn es wieder frei ist, seine Macht auszuüben.
Im Widerspruch zu den Behauptungen, dass die Wunde des
Papsttums gerade im Heilungsprozess ist, steht dabei, dass
sie bereits geheilt ist. Dass sich die Prophetie mit der
Unterzeichnung der Lateranverträge im Konkordat von 1929
bereits vollständig erfüllt hat - wo der Vatikanstaat
gegründet wurde und dem Papsttum eine noch grössere
Unabhängigkeit und Souveränität wiedergegeben wurde, als es
538 n. Chr. besessen oder 1798 verloren hatte -, das haben
Historiker bereits erkannt, und wir können die Auswirkungen
heute noch sehen.
KÖNNTE JESUS HEUTE SCHON WIEDERGEKOMMEN
SEIN?
Viele Christen glauben, dass Jesus heute schon
wiedergekommen sein könnte, und ich bin einer von ihnen.
Dennoch glaube ich, dass sich einige Teile der Schrift nur
in unserer Zeit erfüllen könnten. Ist das ein Widerspruch?
Keineswegs, denn das ergibt sich einfach aus den Prinzipien
der biblischen Prophetie. Nehmen wir einmal die sieben
Häupter der Offenbarung: Wenn nun die sieben Häupter sieben
Päpste seit der Heilung der Wunde darstellen, bedeutet das
dann, dass die Christen ihren Auftrag noch gar nicht früher
erfüllen konnten und die Welt solange bestehen musste,
damit Jesus nicht schon vorher wiederkommt? Die Bibel sagt
dazu in Lukas 24,44 und Johannes 10,35: »Es muss alles
erfüllt werden.« sowie: »Und die Schrift kann doch nicht
gebrochen werden.« Wenn also in der Bibel von sieben
Päpsten nach der Heilung bis zum Ende die Rede ist, dann
muss es auch so kommen, nicht wahr?
Jesus hat deutlich gesagt, dass sich die Prophetie niemals
irrt und dass alles tatsächlich so kommen wird, weil die
Schrift nicht lügen kann (Matthäus 5,18; 4. Mose 23,19).
Wenn die Bibel aber Ereignisse vorhergesagt hat, die unsere
Zeit betreffen, wie kann es da sein, dass Jesus schon
wiedergekommen sein könnte? Um eine Antwort auf diese Frage
zu finden, betrachten wir einmal, was die Bibel an anderer
Stelle über den Zweck der Prophetie aussagt. In Psalm 41,10
heisst es z.B.: »Auch mein Freund, dem ich vertraute,
der mein Brot ass, tritt mich mit Füssen.« Wenn dies
auf Judas zutraf, heisst das dann, dass er gar nicht anders
handeln konnte (Johannes 13,18)? Hätte sich Judas auch
dafür entscheiden können, dass er Jesus annimmt und ihn
nicht für dreissig Silberstücke verrät? Wenn nun Sacharja
13,7 sagt, dass die Schafe zerstreut werden, mussten die
Jünger daher auseinander gehen (Markus 14,27)? Hätten auch
die römischen Soldaten Jesus annehmen können? Konnten sie
sich entscheiden, ob sie über sein Gewand das Los werfen
und ihm in die Seite stechen (Matthäus 27,35; Johannes
19,33-37)? Wenn alle Menschen Christus angenommen hätten,
als er auf dieser Erde war, wie hätte sich dann die Schrift
erfüllen können? Können die Prophezeiungen auch
fehlschlagen? Gewiss nicht. Haben sie den Menschen dann die
Freiheit genommen, so dass sie gar nicht anders handeln
konnten? Und wieder lautet die Antwort: Nein.
Biblische Prophetie ist keine Vorherbestimmung.
Prophezeiungen zeigen uns nicht, was geschehen muss, bloss
weil Gott es gesagt hat, vielmehr sagen sie uns, was
geschehen wird, weil Gott die Entscheidungen der Menschen
vorhergesehen hat, die sie kraft ihrer eigenen
Willensentscheidung treffen würden. Wir sind frei zu
entscheiden, was wir tun wollen, und Gott weiss ganz
einfach, welche Entscheidung wir treffen werden. Er sieht
den Ausgang schon von Anfang an. Seine Vorhersagen
schränken uns nicht auf bestimmte Entscheidungen ein; sie
sind lediglich ein Ausblick auf die Entscheidungen, die wir
letztendlich treffen werden, und darauf, wohin sie uns
führen. Judas und die Priester und Soldaten zur Zeit
Christi hätten sich auch anders entscheiden können, als sie
es getan haben. Und die Christen, die vor uns gelebt haben,
hätten auch so leben können, dass Jesus heute schon
wiedergekommen wäre. Die Gelegenheit hat sich jeweils zu
mehreren Zeitpunkten geboten, und selbst Judas hätte die
Möglichkeit, sich zu entscheiden (vgl. Das Leben Jesu, S.
281-283 und 711-719). Gott wusste jedoch, welche
Entscheidungen jeder einzelne treffen würde, und die
Schrift zeigt uns klar und deutlich die Abfolge der
Ereignisse, wie sie tatsächlich geschehen werden.
Gott hat uns in der Schrift auch Licht gegeben, das ganz
besonders für unsere Zeit gilt, so wie er es für sein Volk
in der Vergangenheit getan hat. Wenn wir Gottes Liebe
erkennen und den Zweck seiner Prophezeiungen begreifen,
dann werden wir viele Dinge verstehen, die in der
Geschichte ganz anders hätten kommen können, wenn die
Menschen nur treu gewesen wären. Wir können aber sehen,
dass Gott uns nicht nur das zeigt, was hätte kommen können,
sondern dass er uns vor allem auch sagt, was infolge der
Entscheidungen des Menschen geschehen wird.
SOLLEN WIR NOCH WARTEN?
Da kommt die Frage
auf: »Sollten wir nicht lieber abwarten, ob der siebte
Papst tatsächlich der letzte Papst ist, bevor wir es
verkündigen? Wenn es sich nämlich als falsch herausstellt,
würde das den Ruf der Bibel und der Gemeinde schädigen.«
Die folgenden Zitate zeigen, wie die frühen Adventpioniere
auf eine ähnliche Frage reagiert haben, die ihnen gestellt
wurde.
»Es stellt sich nun die unumgängliche Frage: ,Wenn diese
Lehre wahr ist, solltest du sie dann nicht als ein Diener
des Evangeliums verstehen und weitergeben?' Ja, so sollte
es sein. »Warum tust du es dann nicht?' Nun, wenn sie sich
letztlich als falsch herausstellen sollte, wie sieht es
dann um meinen Ruf aus? Und ausserdem, wenn sie nicht wahr
ist, wird sie die Bibel mit der Zeit in Misskredit bringen.
- Wir müssen dies jedoch aus einem anderen Blickwinkel
betrachten. Woher sollen wir wissen, ob etwas wahr oder
falsch ist? Können wir das nicht nur durch das Zeugnis der
Schrift herausfinden? Was sagt sie uns? Darauf kommt es an.
Wenn es stimmt, dass der Herr so bald kommt, dann sollte es
die Welt erfahren; und wenn es nicht so ist, sollte es
ausgesprochen und klargestellt werden. Ich glaube, dass die
Bibel die Wahrheit lehrt, und weil ich das glaube, ist es
meine Pflicht, es nach meinen besten Kräften bekannt zu
machen. Es handelt sich um ein biblisches Thema, noch dazu
um eines von grösstem Interesse, und die Aussprache darüber
kann keinen Schaden anrichten. Diese Prophezeiungen und
Zeitabschnitte stehen so in der Bibel, und sie haben eine
bestimmte Bedeutung. Wenn es nicht diese Bedeutung ist,
welche dann? - So dachte ich in mir, bis mir der Herr eines
Nachts in einem Traum meine eigene Sündhaftigkeit
offenbarte und mich bereitwillig machte, Schmähungen für
Christus auf mich zu nehmen. Da entschloss ich mich, die
Wahrheit über dieses Thema aufzuzeigen, koste es, was es
wolle.« (Josiah Litch, in Life Incidents zitiert von
James White, S. 124)
Manche Leute behaupten heutzutage, dass unerfüllte
Prophetie blosse Spekulation sei, dass wir uns bei der
Deutung gar nicht sicher genug .sein können, um sie zu
verkündigen, bevor sie sich erfüllt hat. Solches Denken
steht dem Denken der treuen Gläubigen in der Vergangenheit
entgegen. Sie haben nicht gewartet, bis die Flut kam oder
das erste oder zweite Kommen Christi oder das Gericht,
bevor sie von diesen Ereignissen gesprochen haben. Wer
gewartet hat, hat sich schliesslich als untreu erwiesen.
Wenn man darauf besteht, das siebte Haupt erst noch
abzuwarten, um zu sehen, ob es sich so erfüllt, dann ist
das, als würde man das Gericht abwarten wollen oder alle
drei Engelsbotschaften oder die letzten Plagen oder die
Wiederkunft Christi, um zu sehen, ob die Prophezeiungen
darüber wahr sind. Abzuwarten, bis irgendeines dieser
Ereignisse vergangen ist, würde bedeuten, dass man wartet,
bis es zu spät ist. Gott gibt uns jetzt eine
Warnungsbotschaft- und Beweise genug, an denen wir ihre
Richtigkeit prüfen können -, um uns zu helfen, dass wir uns
auf das vorbereiten, was noch vor uns liegt, damit wir
andere vorher warnen können. James White sagt: »Der Sinn
der Prophetie besteht darin, die Welt vor den zukünftigen
Ereignissen zu warnen, und zwar noch rechtzeitig für die
notwendige Vorbereitung, und um Gottes Volk mit neuem Mut
anzuspornen, wenn sie sehen, dass die Zeit der
vollständigen Erfüllung ihrer Hoffnung nahe ist.« (Life
Incidents, S. 40)
In Bezug auf die sieben Häupter der Offenbarung haben wir
es jedoch nicht einmal mit unerfüllter Prophetie zu tun,
sondern bereits mit erfüllter Prophetie. Sechs von sieben
Häuptern tragen genau die Merkmale, die Gott uns gezeigt
hat, und so haben sie die Prophetie erfüllt. Gottes Wort
sagt: »Fünf sind gefallen, und einer ist.« Diese
sechs hat er uns zur Ermutigung und Bestärkung in der
Richtigkeit ihrer Deutung genannt. Wir können es nicht
daran prüfen, dass wir die sieben Häupter abwarten, bis es
sich erfüllt hat; wir müssen vielmehr an den anderen sechs
prüfen, ob sie mit der Schrift übereinstimmen. Wenn der
Beweis schlüssig ist und vollkommen mit der Prophetie
übereinstimmt, dann ist es unsere Aufgabe, ihn als Wahrheit
anzuerkennen und zu verkündigen - im völligen Vertrauen auf
Gott und sein Wort bezüglich des siebten Hauptes. Nur diese
Art von Glauben ist es, die es uns schliesslich ermöglicht,
den letzten lauten Ruf zu geben, und die uns sicher durch
die Versuchungen leiten wird, die noch vor uns liegen. Lies
dazu auch Der grosse Konflikt, S. 567-575.
»Sollen wir warten, bis sich die Prophezeiungen über die
Endzeit erfüllt haben, bevor wir uns überhaupt dazu äussern?
Welchen Wert werden unsere Worte dann haben? Sollen wir
etwa warten, bis Gott den Sünder richtet, bevor wir ihm
sagen, wie er dem Gericht entgehen kann? Wo bleibt da unser
Glaube an das Wort Gottes? Müssen wir erst sehen, wie
Vorhergesagtes eintritt, bevor wir glauben, was er uns
sagt? Das Licht ist uns in klaren, deutlichen Strahlen
erschienen und zeigt uns, dass der grosse Tag des Herrn
nahe ist, ja vor der Türe steht. Lasst uns lesen und
verständig sein, bevor es zu spät ist.« (Testimonies
for the Church, Bd. 9, S. 20 vgl. Zeugnisse für die
Gemeinde, Bd. 9, S. 24)
»Stets gibt der Herr seinem Volk eine besondere
Wahrheit, wenn es Not tut. Wer wagt es da, sich gegen ihre
Verkündigung zu wehren? Er gebietet seinen Knechten, der
Welt die letzte Gnadenbotschaft zu bringen, und sie können
nicht schweigen, es sei denn, sie wollen ihr Leben
riskieren. Christi Streiter haben die Folgen nicht zu
tragen; sie müssen ihre Pflicht erfüllen, und die
Konsequenzen Gott überlassen.« (The Great Controversy,
S. 609-610 Der grosse Konflikt, S. 572-573)
Zusammenstellung von Rainer Boettcher
aus dem Buch
The Pope King Again
(Der Papst wieder König)
von
Alonzo L. Baker
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