Die Sieben Häupter in der Offenbarung

Eine Studie über Offenbarung 12, 13, und 17
Der Papst - Wieder König

 siben häupter

Es war ein grauer Morgen am 12. Februar 1929, als die rotbekleidete Gestalt Pius XI. auf dem oberen Balkon der Peterskirche erschien und man von dem darunter liegenden Kolonnadenplatz das Echo von 200.000 pulsierenden, herausfordernden Stimmen hörte: »Viva il papa-re! Viva il papa-re!« (Es lebe der Papst-König!) Nicht nur an dem plätschernden Bernini - Springbrunnen, nicht nur auf den sieben Hügeln Roms - in der ganzen Welt war man begeistert von der Nachricht, dass der Papst jetzt wieder König ist; denn am Tag zuvor wurde zwischen dem Quirinal (der italienischen Regierung) und dem Vatikan ein Vertrag unterschrieben, wodurch der Papst wieder volle politische Macht erhielt und seine 59-jährige »Gefangenschaft« im Vatikan ein Ende nahm.

Dieses bedeutsame Ereignis ist nur eines von mehreren, das den Vatikan in den Mittelpunkt der Weltgeschichte rückte. Überall sprach man über seine Lehre, Handlungsweise, Grundsätze und Ziele. Viele Leute fragten: »Weshalb hat der Papst Interesse an Staatsgebieten?« - »Wird seine Königsstellung Einfluss haben auf die Geschicke anderer Nationen?« - »Welche Absichten hegt die römischkatholische Kirche mit den Beziehungen des Vatikans zu den anderen Staatsmächten?« - »Versucht der Papst etwa, durch seine gegenwärtige Stellung einen direkten Einfluss auf die politischen Angelegenheiten der Nationen der Welt auszuüben?« - Wir meinen, dass die Suche nach Antworten auf diese und ähnliche Fragen gerechtfertigt ist, zumal durch das Aufkommen der päpstlichen Macht seit dem ersten Weltkrieg ein grosses Interesse an diesem Thema besteht.

Der Katholizismus hat nicht nur in der Vergangenheit eine grosse Rolle gespielt, sondern wird auch - wenn wir uns auf die gegenwärtigen Zeichen verlassen können - keinen kleinen Anteil am nahen Zukunftsgeschehen haben, da er von einem neuen, aggressiven Geist ergriffen wurde, seitdem seine Wunde wieder geheilt ist.

Die Theorie von der päpstlichen Souveränität in der Welt steht auf zwei Säulen: dem Anspruch auf geistliche Souveränität und auf politische Souveränität. Die erste Säule wurde in der Französischen Revolution zerschlagen. Zu Beginn des Jahres 1798 riss General Berthier den Papst auf Napoleons Befehl während eines heftigen Gewitters mit seiner Armee von dessen Thron und transportierte ihn zur französischen Festung in Valenz, Frankreich, wo er bis zu seinem Tod im folgenden Jahr dahinsiechte. Die zweite Säule bekam einen erschütternden Schlag durch die Einnahme Roms, der Hauptstadt der päpstlichen Staaten, als König Viktor Emmanuels Armee am 20. September 1870 die Mauern der Stadt durchbrach. Dies war das Ende von 1.116 Jahren politischer Souveränität des Papstes.

Die Eroberung Roms im Jahre 1870 warf die »römische Frage« auf, die bis zum 11. Februar 1929 in der Weltgeschichte von grosser Bedeutung war. An diesem Tag unterzeichneten Benito Mussolini, Premierminister von Italien, und Pietro Kardinal Gasparry, Sekretär der päpstlichen Staaten, einen Vertrag, der die »römische Frage« beendete und dem Papst sein Königreich und seine politische Macht zurückgab.

WIE DER PAPST SEINE POLITISCHE MACHT BEKAM

Der Papst wurde über die »Erbschaft von St. Peter« zum ersten Mal politischer Herrscher, als im Januar 754 n.Chr. der erste Carlovinger König Pepin der Kleine, Vater von Karl dem Grossen, dem Papst Stephan II. die Provinz von Ravenna und andere Bezirke schenkte, welche Pepin von Aistulf, den Lombarden, erobert hatte. Dies war Pepins Rückzahlung an Papst Zacharias, der den Merowinger König Childerich absetzte und Pepin und seinen Nachfolgern die Erbfolge auf den Thron zusicherte. Im 12. Jahrhundert erstarkte die politische Autorität des Papstes durch bedeutende Landgeschenke der Gräfin Mathilda von Tuscan. Zur Zeit seiner grössten Ausdehnung erstreckten sich die päpstlichen Staaten quer über Italien und von der Adria bis zum Mittelmeer, insgesamt mehr als 40.000 qkm mit mehr als 3.000.000 Einwohnern.

Infolge der Bemühungen der drei italienischen Patrioten Mazzini, Cavour und Garibaldi begann im Jahre 1860 eine starke Bewegung zur Vereinigung Italiens. Dies forderte allerdings die Annexion der päpstlichen Staaten an das Königreich Viktor Emmanuels II., die das Herzstück und Zentrum der Halbinsel Italien bildeten.

POLITISCHE MACHT VERLOREN

Papst Pius IX. konnte den Fall seiner politischen Souveränität nur aufhalten, weil Österreich und Frankreich ihm zu Hilfe kamen. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 verlor der Papst durch den Rückzug von 10.000 französischen Soldaten einen starken Verbündeten. Daraufhin nahm die italienische Armee unter der Führung von General Cardona Rom ein und annektierte jeden Quadratmeter an päpstlichen Ländereien, wodurch die päpstliche Souveränität ihr Ende fand.

Im folgenden Frühjahr, am 13. Mai 1871, verabschiedete Italien das berühmte »Garantiegesetz.« Durch dieses Gesetz wurde dem Papst das Recht zugesichert, den Vatikan, die Peterskirche, den Lateran und die Burg Gandolfo zu benutzen, ebenso eine Jahressumme von $650.000. Ausserdem gewährte man ihm das Recht, bevollmächtigte Gesandte und Botschafter aus allen Nationen zu empfangen, sowie einige weitere Rechte von untergeordneter Bedeutung.

Papst Pius IX. bezeichnete jedoch die Regierung von Italien als Rebellen, beschuldigte sie des Thronraubs und missbilligte das Garantiegesetz. Er und seine vier Nachfolger lehnten es fest ab die Jahreszahlung anzunehmen. Er zog sich in einen kleinen Teil Roms zurück, bestehend aus dem Vatikan, der Peterskirche und einem kleinen, angrenzenden Garten, und erklärte, dass er und seine Nachfolger »Gefangene des Vatikans« bleiben würden, bis ihm Italien zurückgibt, was es widerrechtlich an sich gerissen hat. So erwählte sich der Papst selbst, unter der Last dieser Umstände, eine Gefangenschaft, die ihm von Italien in dieser Form nicht aufgezwungen wurde.

DIE RÖMISCHE FRAGE GELÖST

Ungefahr acht Monate nach der Krönung von Papst Pius XI. im Februar 1922 kam Benito Mussolini in Italien als Diktator an die Macht. Am 6. August 1926 wurden Verhandlungen zwischen seinen Agenten und dem Vatikan eröffnet, um eine Lösung für die römische Frage zu suchen, denn Mussolini wusste, dass dies seine Stellung in der Geschichte sichern und seine Beziehungen in Italien und mit der Kirche wie nichts anderes stärken würde. In derselben Halle, dem historischen Lateran, wo das der Kirche so widerliche Garantiegesetz verkündigt wurde, kamen viele Monate langer Verhandlungen am 11. Februar 1929 zu Ende. Mussolini und Gasparry unterzeichneten drei Dokumente, die die römische Frage zu Ende brachten und dem Papst seine Königsherrschaft und politische Souveränität zurückgaben. Sie verschafften ihm grössere Macht, als er sie seit 1798 je besessen hatte. (Genau genommen wurden drei Dokumente im Lateran unterzeichnet: ein politischer Vertrag, ein finanzieller Vertrag und ein Konkordat. Jedes von ihnen beginnt mit den Worten »Im Namen der Heiligen Trinität«.)

DIE TÖDLICHE WUNDE GEHEILT

 Unter dem Symbol eines pantherähnlichen Tieres, das sieben Häupter und zehn Hörner hat, beschreibt der Apostel Johannes die religiöse Zeitspanne der römisch-päpstlichen Macht und führt dazu aus:
»Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier.« (Offenbarung 13,3)

Dieser Vers enthält drei klare Weissagungen:

  1. Das Papsttum erhält eine tödliche Wunde.

  2. Die tödliche Wunde wird heil.

  3. Die Bewunderung der Welt richtet sich auf das Papsttum.

Die Erfüllung der ersten Prophezeiung über die tödliche Wunde begann mit der Reformation des Protestantismus und mit der französischen Revolution. Der Höhepunkt zeigte sich dann im scheinbar tödlichen Stoss in das Herz des Papsttums, als der Papst durch die Franzosen im Jahre 1798 abgesetzt und gefangen genommen wurde. Da der päpstliche Thron nun frei war und eine Verordnung erlassen wurde, dass kein Nachfolger mehr darauf steigen dürfe, dachte die halbe Welt, dass das Papsttum für immer sein Ende gefunden hätte. Diese religiös-politische Macht, die Könige eingesetzt und abgesetzt, Imperien gebildet und aufgelöst hat, die Jahrhunderte lang die Geschicke Europas und das Gewissen der Menschen mit eiserner Hand beherrscht hat, schien nun eine tödliche Wunde erhalten zu haben, von der es kaum eine Chance auf Wiederherstellung gab.

Johannes hat jedoch gesagt, dass die tödliche Wunde wieder heil wurde. Wenn auch in den letzten 125 Jahren viele Vorhersagen getroffen wurden, dass das Papsttum nicht wieder zu einer Weltherrschaft aufkommen könnte, und menschlich gesehen eine Wiederherstellung kaum möglich war, so müssen wir doch feststellen, dass das Papsttum heute in der ganzen Welt mehr Macht und Ansehen hat als in der ganzen Zeit seit der protestantischen Reformation.

Wir möchten uns hier nur auf die Prinzipien und Handlungsweisen des päpstlichen Systems konzentrieren, und zwar vor einem religiös-politischem Hintergrund. Wir möchten keine religiösen Vorurteile hervorrufen oder gar bitteren Widerstand auslösen, sondern lediglich die allgemeine Öffentlichkeit über die Tatsachen in dieser Angelegenheit informieren.

Die Zeit, in der wir leben, ist sehr ernst, und wir müssen klar denken und offen reden. Menschen und Völker treffen täglich Entscheidungen, die ihr ewiges Wohl und Wehe betreffen; wenn es also jemals eine Zeit gab, in der wir ein »So spricht der Herr« in allen Angelegenheiten unseres Lebens benötigten, dann jetzt! Wenn das Wort Gottes jemals die dunklen, abwegigen Wege der Menschheit erhellen konnte, dann ist es heute, wo wir Gottes Licht brauchen! In unserer heutigen Zeit, wo der Wind jeder Lehre umhertreibt, sollten Menschen wirklich darauf acht geben, dass sie ihre Karte und ihren Kompass oft befragen. Darüber hinaus sollte ihr Blick ungetrübt sein vom Staub einer falschen Philosophie, einer falschen Toleranz, einer abtrünnigen Religion oder der Gleichgültigkeit gegenüber moralischen und geistlichen Dingen, denn sie alle sind ein Kennzeichen für die Zeit, in der wir leben.   

 

Kapitel 2

Das Prophetische Bild vom Papsttum in Daniel

Im 7. Kapitel des Buches Daniel stossen wir auf einige der herausforderndsten Erklärungen über das Papsttum, die in der ganzen Literatur zu finden sind - dass es nämlich geistlich ist und den Höchsten lästert. Daniel hat jedoch das Papsttum und seine Rolle in der Weltgeschichte so genau beschrieben, dass es gar keinen Zweifel an seiner Identifizierung geben kann.

In seiner prophetischen Vision sah Daniel vier grosse Tiere aufsteigen, die vier herrschende Königreiche darstellen. Diese vier Königreiche sind dieselben wie im Standbild von Daniel 2. Das erste Tier, ein Löwe, symbolisierte Babylon; das zweite, ein Bär, war Medo Persien; das dritte, ein Panther, stellte Griechenland dar; und das vierte Tier, »furchtbar und schrecklich und sehr stark« (Vers 7), war das römische Reich.

Daniel sagt, dass dieses vierte Tier zehn Hörner hat; als er aber »auf die Hörner schaute, siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Homer ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete grosse Dinge.« (Daniel 7, 8)

Daniel hatte besonderes Interesse an dem vierten Tier und seinen zehn Hörnern, vor allem aber an dem kleinen Horn, und so ging er auf einen Engel zu und fragte ihn nach der Deutung. Dieser antwortete ihm:

»Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle anderen Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen. Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.« (Daniel 7,23-25)

Die Geschichte bestätigt jede Phase dieser göttlichen Prophezeiung bis ins kleinste Detail. Im Jahre 476 n. Chr. wurde das römische Reich in zehn Reiche geteilt, die die Vorgänger unserer modernen europäischen Nationen waren. Zu der Zeit, als Rom sich auflöste, begann sich das Papsttum in der Welt als souveräne Macht zu behaupten; um seine Souveränität aufrechtzuerhalten, musste es aber drei von den zehn Hörnern ausreissen. Diese drei Hörner waren arische Mächte, die dem päpstlichen Machtstreben bislang widerstanden hatten: Die Wandalen wurden im Jahre 534 n. Chr. ausgerottet, die Ostgoten im Jahre 554 n. Chr. und die Heruler 754 n. Chr.

Dass dieses kleine Horn in Daniel 7 das Papsttum darstellt, hat sich durch viele Tatsachen bestätigt,
l. Wie die Prophetie fordert, kam das Papsttum im Hoheitsgebiet Roms zu derselben Zeit an die Macht, als sich das Imperium aufgelöst hat.
2. Drei Könige wurden »ausgerissen«, damit das Papsttum entstehen konnte.
3. Genau wie Daniel es vorausgesagt hatte, handelte es sich um eine religiös-politische Macht, denn zu derselben Zeit, als es Macht über Könige ausübte, lästerte es gegen den Höchsten und versuchte, Gottes Gesetz zu ändern. Es war gerade solch ein Priester-König wie der Papst, den Daniel gesehen hatte.
4. Es hat die Heiligen des Höchsten vernichtet.
5. Seine Herrschaft dauerte l .260 Jahre, genau wie Daniel es vorhergesagt hatte. Lasst uns nun einige dieser Einzelheiten genauer betrachten.

ER WIRD DEN HÖCHSTEN LÄSTERN

Niemand hat in der ganzen Weltgeschichte jemals ein solches Anrecht auf göttliche Vorrechte beansprucht und die Vermessenheit besessen, auf dieser Erde die Stelle Gottes einzunehmen, wie der Papst. Darin unterscheidet er sich von der Allgemeinheit, und nur er passt zu dem Bild, das Daniel hier gezeichnet hat. »Wir nehmen auf dieser Erde den Platz des allmächtigen Gottes ein«, sagte Papst Leo XIII im Jahre 1894.

Er Vernichtet die Heiligen des Höchsten

Mit Buchstaben, die vom Blut der Märtyrer triefen, beschreibt die Geschichte nur allzu gut die tragische Wahrheit, dass das Papsttum die Heiligen des Höchsten vernichtet hat.
Der Geschichtsschreiber Lecky sagte folgendes: »Dass die Kirche von Rom mehr unschuldiges Blut vergossen hat als irgendeine andere Organisation, die je auf Erden bestanden hat, wird von keinem Protestanten bezweifelt, der sich in der Geschichte auskennt. Die Erinnerungen an die vielen Verfolgungen sind so karg, dass es schier unmöglich ist, genauere Angaben über die Vielzahl der Opfer zu machen, geschweige denn, dass es möglich wäre, mit unserer Vorstellungskraft die Leiden der Opfer auch nur annähernd zu erfassen.«

Der englische Schriftsteller H. Grattan Guinness sagt: »Es wurde berechnet, dass die Päpste von Rom, direkt oder indirekt, 50 Millionen Märtyrer um ihres Glaubens willen ermordet haben - fünfzig Millionen Männer und Frauen, die sich weigerten, an der römischen Götzenverehrung teilzunehmen, weil sie an der Bibel als das Wort Gottes festgehalten und ihr Leben nicht geliebt haben bis hin zum Tod und bis aufs Blut widerstanden haben im Kampf gegen die Sünde.«

ER ÄNDERT ZEITEN UND GESETZ

In Daniel 7,25 heisst es: »[Er] wird sich unterstehen, Zeiten und Gesetz zu ändern.« Dies bezieht sich auf die Zeiten und das Gesetz des Höchsten.
Hat der Papst wirklich versucht, dies zu tun? Die Katholische Enzyklopädie sagt dazu folgendes: »Nachdem die Kirche den Ruhetag vom jüdischen Sabbat, dem siebten Tag der Woche, auf den ersten Tag verlegt hatte, bezog sie das dritte Gebot auf den Sonntag als den Tag, der als Tag des Herrn geheiligt werden sollte.«

Hier haben wir ein eigenes, offenes Geständnis von der katholischen Kirche, dass sie die Zeit im Gesetz verändert hat, denn in den zehn Geboten Gottes ist der siebte Wochentag der Sabbat, und nicht der erste.
Durch ihren kompromissbereiten Geist begann die erste christliche Kirche mit der heidnischen Sonnenanbetung allmählich, den Sonntag als wöchentlichen Ruhetag zu halten, anstelle des Sabbats im vierten Gebot. Schliesslich breitete sich diese Sitte so sehr aus, dass die katholische Kirche ihr offizielles Einverständnis dazu gab und damit die Zeit im Gesetz von ihr geändert wurde.

Dies alles stimmt mit der Behauptung des Papsttums überein, dass es das Gesetz Gottes nach eigenem Willen ändern kann: »Der Papst hat so grosse Autorität und Macht, dass er göttliche Gesetze verändern, erklären und deuten kann. Der Papst kann Gottes Gesetz verändern, denn seine Macht hat er nicht von Menschen, sondern von Gott, und er tut dies als Stellvertreter Gottes auf Erden. Mit grosser Macht kann er seine Schafe binden oder lösen.« (Ferraris' Ecclesiastical Dictionary Article on the Pope)

Anhand dieser Beispiele können wir erkennen, dass die Einzelheiten der prophetischen Beschreibung in Daniel auf das Papsttum zutreffen.

STÄNDIGE SOUVERÄNITÄT FÜR 1260 JAHRE

Daniel erklärt in Kap. 7,25, dass das kleine Horn die Heiligen des Höchsten verfolgen würde, und zwar für eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Das Wort »Zeit« im Hebräischen bedeutet Jahr, und so sind zwei »Zeiten« zwei Jahre. Wir haben also eine Periode von dreieinhalb Jahren. Das hebräische Jahr hat 360 Tage. Somit sind dreieinhalb Jahre 1260 Tage. In prophetischer Zeitrechnung steht jeder Tag entsprechend der biblischen Regel in Hesekiel 4,6 für ein Jahr. Es handelt sich demnach um eine Periode von 1260 Jahren. Dies steht auch im Einklang mit der historischen Auslegung vieler protestantischer Kommentatoren.

Wenn die in Daniel beschriebene Macht das Papsttum ist, dann müssten wir in der Geschichte dieser Kirche eine Periode von 1.260 Jahren finden, in der sie volle Souveränität besass.

Die Geschichte sagt uns, dass Kaiser Justinian im Jahre 533 n. Chr. seinen berühmten majestätischen Brief herausgab, in dem er den Bischof von Rom (den Papst) als das Haupt aller Bischöfe anerkannte. Dieser Brief hatte alle Wirkungen einer Verordnung und wurde auch als solcher betrachtet, nachdem er im Codex Justinianus eingeführt war. Fünf Jahre später, 538 n. Chr., verteidigte die imperiale Armee unter der Führung von Belisar Rom gegen den Gotenkönig Witichis. Von dieser bedeutenden Zeit spricht der englische Historiker George Finlay:

»Mit der Eroberung Roms durch Belisar hat die Geschichte der alten Stadt sozusagen ein Ende genommen, und mit seiner Verteidigung gegen Witichis beginnt die Geschichte des Mittelalters.« (Griechenland unter den Römern, S. 295)

Des weiteren setzte Belisar im Jahre 538 n. Chr. einen neuen Papst, Papst Vigilius, auf den päpstlichen Thron. Er war der Nachfolger von Papst Silverius, dem man den Versuch vorgeworfen hatte, die Stadt Rom an den Gotenkönig zu verraten.

So wurde im Jahre 533 n. Chr. der zuvor erwähnte Brief von Justinian geschrieben, der praktisch eine Verordnung war und in dem er die Souveränität des Papstes anerkannte; 538 n. Chr. wurde dann durch einen Schwertstoss der Weg für Rom frei, den ersten Papst einer neuen Serie von Päpsten auf den päpstlichen Thron zu setzen. Mit diesem fünfjährigen Zeitabschnitt (533-538 n. Chr.) beginnt daher die Zeitspanne von 1260 Jahren weltweiter päpstlicher Souveränität.

Und tatsächlich, 1260 Jahre nachdem Justinian die Souveränität des Papstes im Jahre 533 n. Chr. anerkannt hatte, befand sich Frankreich in den Kämpfen der Revolution, während der im Jahre 1793 eine Verordnung erlassen wurde, die den Sturz des Papsttums forderte. Und 1.260 Jahre nachdem Justinians Erlass im Jahre 538 n. Chr. in Kraft getreten war, gab die französische Regierung im Jahre 1798 unter General Berthier den Befehl, den Papst abzusetzen. Viele Jahrhunderte lang hatte das Papsttum die Heiligen des Höchsten vernichtet, aber in den Jahren 1793-1798 wurde seine mittelalterliche Macht gebrochen.

Wie wunderbar ist es doch, dass sich die biblische Prophetie so genau erfüllt! Und wie vollständig passt jede Einzelheit in Daniel 7 auf das Papsttum!

Niemand ausser Gott allein kann Daniel diese Visionen von der Weltgeschichte im voraus gegeben haben, und kein anderer als der Papst und seine Kirche haben diese prophetischen Vorhersagungen erfüllt

  

Kapitel 3

Die Sieben Häupter In Offenbarung

»Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte sieben Häupter... und auf seinen Häuptern lästerliche Namen.« (Offenbarung 13,1)
Das pantherähnliche Tier, das der Apostel in seiner Vision sah, wird von vielen Christen als das päpstliche System identifiziert. In diesem Studium werden wir die Merkmale und Eigenschaften dieser Häupter untersuchen. Was stellen diese sieben Häupter dar, und welche Rolle spielen sie in den Visionen der Offenbarung?

Den Schlüssel zu den sieben Häuptern finden wir in einer Serie von drei Visionen in den Kapiteln 12, 13 und 17 der Offenbarung. Wir werden bei unseren Erwägungen zuerst den Zusammenhang zwischen diesen dreien überprüfen und dabei den jeweiligen Zeitrahmen beachten.

Offenbarung 12 beginnt mit einer Frau, die mit der Sonne bekleidet ist und kurz vor der Entbindung steht. Die Heilige Schrift benutzt eine Frau als Sinnbild für Gottes Volk oder seine Gemeinde (vgl. Jeremia 6,2 King James Version; 2. Korinther 11,2), und hier sehen wir sie in Erwartung der Geburt Jesu. Obwohl Offenbarung 12 Satans Verfolgung der Gemeinde darstellt, wird in der Vision keine seiner Tätigkeiten hier auf Erden vor der neutestamentlichen Zeit erwähnt, sondern erst sein Versuch, Christus zu vernichten. Sein erstes Einschalten in die Geschicke unserer Welt, soweit es diese Vision betrifft, finden wir in Vers 4: »Der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind frässe.« Dieser Vers beschreibt Satans Versuch, Christus zu vernichten, und zwar durch das heidnische Rom. In der Vision von Offenbarung 12 ist Rom die erste weltliche Macht, die Satan zu diesem Zweck benutzt hat.

In Vers 6 wird auf die nächste weltliche Macht hingewiesen, durch die Satan das Volk Gottes 1260 prophetische Tage lang (1260 tatsächliche Jahre) verfolgt hat. Ein Tag prophetischer Zeit ist ein Jahr (vgl. Hesekiel 4,6), so dass die genau vorhergesagte Zeit der päpstlichen Herrschaft 1260 Jahre beträgt, die auch als das finstere Mittelalter bekannt ist. In dieser Zeit wurden durch das Papsttum etwa 50 Millionen Christen getötet.

Satans letztes Verfolgungswerk wird in Vers 17 beschrieben: »Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.« Dieser Text versetzt uns in den letzten Teil der Endzeit, wo die übrigen des Volkes Gottes auf dieser Erde leben. Entsprechend dieser Vision in der Offenbarung können die sieben Häupter nur etwas darstellen, was in der Zeitspanne vom heidnischen Rom bis zur Endzeit liegt, denn dies fordert der Zusammenhang, in dem die Beschreibung in dieser Vision steht. Es gibt daher ganz gewiss keinen Grund, sie auf irgend etwas anderes ausserhalb dieses von Gott gegebenen Kontextes zu beziehen.

Wie verhält es sich nun mit den beiden anderen Visionen? Offenbarung 13 bezieht sich auf die Geschichte des Papsttums, und dort vor allem auf die Verfolgung der Übrigen in der Endzeit. So sehen wir, dass Offenbarung 13 die sieben Häupter in die gleiche Zeitspanne einordnet wie das päpstliche System. In Kapitel 17 ist es ähnlich, nämlich in der Zeit, in der der Katholizismus als »Mutter der Hurerei« bezeichnet wird. Die römisch-katholische Kirche wurde erst eine Mutter, als die protestantische Kirche geboren wurde. Sie selbst nennt diese Kirchen ihre abgefallenen Töchter. Der Kontext von Offenbarung 17 bezieht die sieben Häupter somit auf die Zeit nach der Reformation, als die protestantischen Kirchen bereits aufgekommen waren.

Zusammenfassend können wir also sagen, dass die sieben Häupter im Kontext von Offenbarung 12 nicht in die Zeit vor dem heidnischen Rom gehören können und dass die Kapitel 13 und 17 sie in die Zeit des Papsttums einordnen. Einige andere Ausleger ordnen die sieben Häupter noch vor der Zeit des Tieres ein, was jedoch - wie wir gesehen haben - nicht mit der Schrift in Einklang gebracht werden kann.

Wofür stehen nun die einzelnen Symbole? In den Prophezeiungen von Daniel finden wir ebenfalls Häupter und Hörner, und wir haben festgestellt, dass diese Häupter und Hörner niemals vor dem Tier, auf dem sie sich befinden, als Macht existiert haben. Häupter und Hörner, die in der Prophetie Mächte symbolisieren, kommen immer erst während oder am Ende der Zeit an die Macht, in der das Tier an der Herrschaft ist, auf dem sie sich befinden, niemals jedoch zuvor (vgl. dazu z.B. Daniel 7,6-8 und 8,20-22). Dies zeigt, dass es keine biblische Grundlage dafür gibt, dass die Häupter oder Hörner in Offenbarung 13 irgend etwas darstellen, was vor der Zeit des pantherähnlichen Tieres oder des päpstlichen Systems existiert hat

Da wir nun die geschichtliche Zeit der sieben Häupter bestimmt haben, wollen wir uns jetzt mit den Schlüsseln für ihre Deutung befassen. Den ersten finden wir in Offenbarung 13,3: »Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier.«

Wir haben bereits festgestellt, dass das pantherähnliche Tier das päpstliche System versinnbildet. Hier in Kapitel 13,3 hat die Prophetie eine Zeit vorhergesagt, in der sich die ganze Erde wegen der Heilung eines der Häupter verwundern wird, und zwar nicht nur über das Haupt selbst, sondern auch über das Tier (das päpstliche System). In Offenbarung 13,12 ist das Haupt so eng mit dem päpstlichen System verbunden, dass es auch die Heilung des Tieres (des päpstlichen Systems) beschreibt. Der Apostel sagt hier:»... das erste Tier..., dessen tödliche Wunde heil geworden war.« In Vers 14 finden wir noch einmal das gleiche, dass nämlich die Heilung des Hauptes auch die Heilung des Tieres bedeutete. Daran zeigt sich, dass die Verbindung zwischen dem Tier und dem Haupt sehr eng ist.

Jetzt kommen natürlich einige Fragen auf: Sind die anderen Häupter auch so eng mit dem päpstlichen System verbunden wie dieses Haupt? Sind alle Häupter in derselben Weise mit der römischen Kirche vereinigt, oder etwa anders?

Statt Vermutungen anzustellen, möchten wir die Bibel sprechen lassen: »Hier ist Sinn, zu dem Weisheit gehört! Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und es sind sieben Könige.« Offenbarung 17,9. In Übereinstimmung mit diesem Vers versinnbilden die sieben Häupter sieben Berge. Unser Text sagt ausserdem deutlich, dass die Frau dort sitzt, wo die sieben Berge sind. In aller Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift sind wir nun dazu verpflichtet, solche Berge zu finden, die auf diese Beschreibung zutreffen.

Stets gab es in der Geschichte Christen wie Martin Luther, Tyndale, King James I., John Wesley, Roger Williams und viele andere, die erkannt haben, dass »Babylon«, die Hure, das päpstliche System ist. Der Platz, auf dem die Hure (das päpstliche System) sitzt, ist natürlich auch ihr Sitz oder Thron. Seit Jahrhunderten ist Rom bekannt als die Stadt, die auf den sieben Bergen gebaut ist. Der Text kann daher auch so gelesen werden: »Die sieben Häupter sind (die) sieben Berge (von Rom), auf denen die Frau (das päpstliche System) sitzt.«

Wir lesen weiter: »... und es sind sieben Könige.« Die Häupter haben also eine zweifache Bedeutung: Sie stellen den Sitz des päpstlichen Systems und die sieben Könige dar. In allen anderen Prophezeiungen, in denen ein Symbol für zwei verschiedene Dinge in derselben Vision steht, gibt es eine sehr enge Beziehung zwischen diesen beiden. In Offenbarung 12,4 stellt der Drache z.B. sowohl Satan als auch das heidnische Rom dar - die Macht nämlich, durch die Satan versucht hat, Christus zu -vernichten. Beide sind wiederum durch den Drachen in Kapitel 13,2 dargestellt. So ist es auch bei den sieben Hügeln und sieben Königen; es zeigt, dass sie sehr eng miteinander durch ein Symbol verbunden sind, das beide darstellt.

Wir haben bereits die Frage gestellt, ob alle Häupter in der gleichen Weise mit dem päpstlichen System verbunden sind. Offenbarung 17,9-10 gibt uns die Antwort: Sie sind tatsächlich in der gleichen Weise verbunden, denn sie repräsentieren ein System: das System, in dem sich der päpstliche Thron befindet. Dieser Text zeigt uns, dass die sieben Könige eng mit Rom verbunden sind und dass sie deshalb auch Herrscher von diesem Reich sein sollten.

Als nächstes wollen wir das Symbol »Häupter« betrachten. Im Alten Testament wurde dieses Wort gebraucht, um Leiter des Volkes darzustellen. In 2. Mose 18,25 lesen wir: »... und erwählte redliche Leute aus ganz Israel und machte sie zu Häuptern über das Volk, zu Obersten über tausend, über hundert, über fünfzig und über zehn.«

Im Neuen Testament wird es genauso gebraucht. Epheser 5,23 sagt: »Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat.« Und in Kolosser 1,18 heisst es: »Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde.« Im biblischen Sprachgebrauch steht das Wort »Haupt« (oder »Häupter«) also für Leiter oder Herrscher.

Wer sind nun diese Herrscher? Offenbarung 13,1 gibt uns einen wichtigen Hinweis. Dort heisst es, dass auf den sieben Häuptern »lästerliche Namen« sind. Es tragen aber nicht nur die Häupter lästerliche Namen, sondern das Tier selbst lästert Gott. Vers 6: »Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Haus und die im Himmel wohnen.« Die Tatsache, dass die Häupter und das Tier selbst Gott lästern, zeigt uns, dass eine enge Verbindung zwischen den beiden besteht.

Als Jesus auf dieser Erde war, beschuldigte man ihn der Gotteslästerung, weil er sich Gott gleichstellte (Johannes 10,33; 5:18) und weil er die Macht beanspruchte, Sünden zu vergeben (Markus 2,7). Auf Jesus traf dieser Vorwurf der Gotteslästerung nicht zu, denn er war und ist Gott, aber für andere, die solches tun, ist es in der Tat Gotteslästerung. Das päpstliche System nimmt sich allerdings dieses Vorrecht heraus, und es ist die Macht, die wir in dem pantherähnlichen Tier sehen.

Von welchen Königen könnte man sagen, dass sie Namen oder Titel der Gotteslästerung tragen? Als Antwort sollen die folgenden Zitate genügen:
»Alle Namen, die in der Heiligen Schrift für Christus verwendet werden und kraft derer feststeht, dass er über der Kirche steht, alle diese Namen finden auch auf den Papst Anwendung.« (Robert Bellarmine, Controversia Prima, Book 2, On the Authority of Counsils, Kap. 17, S.266)

»Der Papst ist nicht nur der Stellvertreter Jesu Christi, sondern er ist Jesus Christus selbst, verborgen unter dem Deckmantel des Fleisches.« (The Catholic National, Juli 1895)

»Er ist der wahre Vikar (Stellvertreter) von Christus, das Haupt der gesamten Kirche, der Vater und Lehrer aller Christen. Er ist der unfehlbare Herrscher, der Gründer von Dogmen, der Autor und Richter von Gemeinderäten, der universale Herrscher der Wahrheit, der Vermittler für die Welt, der höchste Richter im Himmel und auf Erden, der Richter von allen, von niemandem gerichtet, Gott selbst auf dieser Erde.« (The New York Catechism, aus Roman Catholicism, S. 127)

Diese Namen und Titel gebühren Gott allein. Das Haupt irgendeines Systems, das solche Namen beansprucht, ist in der Tat ein Haupt, das »lästerliche Namen« trägt.

Wir haben gesehen, dass die sieben Häupter in allen drei Visionen eng mit dem Papsttum verbunden sind. Wir haben auch gesehen, dass keine dieser Mächte vor der Zeit des heidnischen Roms Herrschaft ausgeübt hatte. Ausserdem haben wir festgestellt, dass die Symbole »Häupter« und »Hörner« in der Prophetie immer an die Macht kommen während oder am Ende der Zeit der Herrschaft des Tieres, auf dem sie sich befinden, niemals jedoch zuvor. Das heisst, dass die sieben Häupter von Offenbarung 13 und 17 während der Zeit der päpstlichen Macht an der Herrschaft sind und keine andere Macht vor dieser Zeit darstellen können. Wir haben erkannt, dass das Wort »Haupt« in der Bibel gebraucht wird, um Leiter oder Herrscher des Volkes darzustellen. Und schliesslich haben wir gesehen, dass die Häupter, die lästerliche Namen tragen, die Päpste von Rom sind. Nachdem wir nun alle diese Punkte betrachtet haben, kommen wir zu dem Schluss, dass Rom und die römischen Päpste diese Prophezeiung vollkommen erfüllen.

DIE SIEBEN KÖNIGE/PÄPSTE

In der langen Geschichte des Papsttums gab es viele Päpste, nicht nur sieben. Welche sieben Päpste werden hier in der Offenbarung in den Mittelpunkt gerückt, und was ist ihre Bedeutung? Um diese Fragen zu beantworten, sollten wir zwei wichtige Punkte in der Heiligen Schrift betrachten.

»Die sieben Häupter ... sind sieben Könige. Fünf sind gefallen, und einer ist, und der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben.« (Offenbarung 17,9-10 Luther 1912) Der Satz »Und einer ist«, der das sechste Haupt beschreibt, steht in der Gegenwart (Präsens). Das heisst, dass dieses Haupt tatsächlich zu der Zeit regiert hat, als es der Apostel in der Vision sah; und während es regiert, ist Gottes Volk dazu aufgerufen, es als sechstes Haupt zu erkennen.

Aber für welche Zeit in der Geschichte ist das Präsens nun anzuwenden - für die Zeit des Propheten oder für eine spätere Zeit? Die Zeitform muss immer in dem Kontext Anwendung finden, in dem sie gebraucht wird. In Offenbarung 17,10 wird das Präsens »und einer ist« im Kontext einer prophetischen Vision gebraucht. Das heisst, dass sich die Zeitform nicht auf die Zeit des Propheten bezieht, sondern auf die zukünftige Zeit, in der er sich befand, als er seine Vision gesehen hat.

Vom alten Babylon sagte Jeremia: »Babel ist genommen.« Und ausserdem: »Wie plötzlich ist Babel gefallen und zerschmettert!« (Jeremia 50,2; 51,8) Diese Worte wurden geschrieben, als Nebukadnezar, Babylons grösster König, fast die ganze Welt regierte und Babylon auf der Höhe seiner Macht war. Fast 200 Jahre vorher schrieb Jesaja von demselben Ereignis: »Gefallen ist Babel, es ist gefallen, und alle Bilder seiner Götter sind zu Boden geschlagen!« (Jesaja 21,9) Diese Worte wurden im Kontext der prophetischen Vision geschrieben und können deshalb nicht vor der zukünftigen Zeit angewendet werden, in der sich der Prophet befand, als er seine Vision sah.

In Apostelgeschichte 8,32-35 wird ein äthiopischer Kämmerer beschrieben, der den Propheten Jesaja liest: »Wie ein Schaf das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf.« (Vers 32) Die Präsensformen, die in diesen Versen benutzt werden, scheinen sich auf die Zeit des Schreibers zu beziehen, und dies veranlasste den Kämmerer zu fragen: »Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selbst oder von jemand anderem?« Philippus sagte jedoch, dass diese Zeitform hier nach dem Propheten kommen würde, dass sie sich auf Jesus bezieht. Philippus benutzte die Zeitform im prophetischen Kontext und nicht zur Zeit des Schreibers. Deshalb sollten auch wir die Zukunft anwenden, also erst nach der Zeit des Apostels Johannes für den Satz in Offenbarung 17,10: »Und einer istSoweit haben wir herausgefunden, dass sich alles, was wir bis jetzt betrachtet haben, harmonisch zusammenfügt. Ein Problem bleibt allerdings noch: Wenn wir die Identität des sechsten Hauptes erkennen wollen, brauchen wir einen Anhaltspunkt, der uns sagt, wo wir mit dem Zählen der sieben Häupter beginnen sollen. Hätten wir keinen solchen Schlüssel, dann würde ihre Identität für immer ein Geheimnis bleiben. Offenbarung 13,3 ist der einzige Anhaltspunkt, den uns die Schrift gibt, um eine Zeit für die Häupter zu bestimmen.

Offenbarung 13,3 beschreibt eine tödliche Wunde und ihre Heilung, wovon die Prophetie vorhergesagt hatte, dass es das Papsttum erfahren würde. Die Wunde wurde am Ende der 1260 Jahre päpstlicher Herrschaft, am 10. Februar 1798, zugefügt, als der französische General Berthier in Rom einmarschierte und Papst Pius VI. gefangen nahm, in der Absicht, das Papsttum zu beenden. Ganz Europa dachte, dass »mit dem Papst das Papsttum tot war.« (The Modern Papacy, Joseph Richaby, S. l) Offenbarung 13,3 gibt uns den Beweis, dass dies geschehen würde, denn es spricht ja davon.

1. »Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet.« (Offenbarung 13,3)

»Wir schauten auf die Büste von Pius VI. Die Statue unter der Büste "war von Marmor und enthielt das Herz des Papstes. Dies ist der Papst, den die Prophetie bestimmte, die tödliche Wunde zu erhalten. Er wurde als Gefangener nach Valenz gebracht, und wir schauten uns den Turm an, in dem er eingesperrt war und wo er starb. Von diesem Turm aus konnte er auf das schöne Wasser der Rhone blicken, und das gab ihm viel Freude. Es war eine Freude, auf diese Darstellung des Papstes zu schauen, über den die Prophetie so genau geschrieben hat.« (Manuscript Releases Volume Five: Ellen White's First Visit to France, S. 318)

2.
Der Text geht noch weiter: »Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil.« Johannes sah also nicht nur eine Wunde, sondern auch ein Haupt, das die Heilung erfahren hat (Offenbarung 13,3).

Der einzige Papst, der durch dieses Haupt, das wieder heil wurde, dargestellt werden könnte, ist Pius XI., der von 1922 bis 1939 regiert hat. Nur ein Haupt - so die Prophezeiung - würde die Auswirkungen der Wunde und ihrer Heilung verspüren, und das einzige Haupt der katholischen Kirche, das dieses Merkmal erfüllt, ist Pius XI. Die Heilung dieser Wunde geschah im Jahre 1929, etwa in der Mitte seiner Regierungszeit.

In einer Tageszeitung von San Francisco wurde dieses Ereignis wie folgt beschrieben: »MUSSOLINI UND GASPARRY UNTERZEICHNEN HISTORISCHEN RÖMISCHEN VERTRAG. Rom, den 11. Februar 1929. - Die römische Frage gehörte seit heute Abend der Vergangenheit an, und der Vatikan stand im Frieden mit Italien .... da nun das bedeutende Dokument unterschrieben wurde, das DIE HEILUNG DER WUNDE bewirkte, die schon seit dem Jahre 1870 geeitert hat. Auf beiden Seiten war grosse Herzlichkeit zu sehen.« (San Francisco Chronicle, 12. Februar 1929) Die Los Angeles Times verkündete in fast prophetischer Sprache in ihren Schlagzeilen: »DIE WUNDE IST GEHEILT

Gibt es nun eine Möglichkeit, nachzuweisen, dass Pius XI. der erste von den sieben Häuptern war? Ja. Von der Zeit an, als die tödliche Wunde einem Haupt bzw. Papst des päpstlichen Systems im Jahre 1798 zugefügt wurde, hat jeder Papst die Auswirkungen dieser Wunde zu spüren bekommen, bis sie im Jahre 1929 heil wurde. Wenn nun die anderen sechs Häupter sechs Päpste vor Pius XI. darstellen würden, müssten sie alle in der Symbolsprache der Offenbarung eine Wunde haben. Wenn nur einige Häupter Päpste vor seiner Zeit repräsentieren, andere aber solche nach seiner Zeit, dann hätten einige eine Wunde, die anderen aber nicht. Würden sich nun alle anderen Häupter auf Päpste nach Pius XI. beziehen, so hätte keines von ihnen eine Wunde, nur das Haupt, das ihn selbst repräsentiert, würde dann die Wunde tragen, da sie noch während seiner Regierungszeit heil wurde. Da aber keines der anderen Häupter eine Wunde trägt, müssen sie nach ihm kommen.

Offenbarung 17,10 sagt: »Fünf sind gefallen, und einer ist.« Wenn sich unsere Überlegungen als richtig erweisen sollen, müssten wir uns jetzt, in der Zeit des sechsten Papstes seit der Heilung der Wunde befinden - in der Zeit des einen nämlich, von dem der Engel in der Gegenwartsform sagt: »Und einer ist.« Von Papst Pius XI. an weist die Geschichte folgende Päpste auf:
 

1. Pius XI.

2.
Pius XII. ,

3. Johannes XXIII.

4. Paul VI.

5. Johannes Paul I.

6.
Johannes Paul II.
(1929-1939),

(1939-1958),

(1958-1963),

(1963-1978),

(26. Aug. 1978 - 29. Sept. 1978 - nur 33 Tage),

(seit 1978).


Johannes Paul II. ist heute das sechste Haupt des päpstlichen Systems seit der Heilung der Wunde. Er ist der Pontifex in der Geschichte des Papsttums, der bisher am weitesten gereist ist und der in seiner kurzen Regierungszeit eine weltweit anerkannte und geachtete Persönlichkeit geworden ist. Dieser Mann, der in den Augen vieler der »moralische Führer der Welt« geworden ist, wird von dem Engel zu Recht als einer bezeichnet, der da ist. Dieser Ausdruck bezieht sich mit der Gegenwartsform allerdings nicht nur auf seine jetzige Herrschaft, sondern bedeutet auch: »Achtet ihn. Erkennet jetzt, dass er da ist.« Wie könnte es heute sein, dass ihn jemand NICHT erkennt!

Die Geschichte stimmt mit der Schrift überein und hat unsere Ergebnisse bestätigt. Wir leben jetzt in der Zeit des sechsten Hauptes, und nach der Prophetie wird nur noch ein weiteres kommen - ein einziges! Wird der siebte jedoch wirklich der letzte Papst sein? Ganz gewiss. Während seiner Herrschaft ist es nämlich, wie die Schrift bezeugt, dass das Tier aus dem Abgrund (Satan) die Welt zum Kampf gegen die Heiligen, und damit gegen Christus, anführt. »Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier. Die werden gegen das Lamm kämpfen.« (Offenbarung 17,13-14) Dieser Krieg ist die Schlacht von Harmageddon, von der in Kap. 16,12-16 im Zusammenhang mit der sechsten Plage gesprochen wird. »Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und werden sie ausplündern und entblössen und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.« (Offenbarung 17,16) Die Vernichtung von Babylon geschieht während der siebten und letzten Plage der sieben letzten Plagen (Offenbarung 16,17-19). Der siebte Papst wird also tatsächlich der letzte Papst sein. Er ist »der Böse«, den »der Herr Jesus umbringen [wird] mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt.« (2. Thessalonicher 2,8)

Lieber Freund, kannst du nun erkennen, was diese Zeichen bedeuten? Die Stunde schreitet voran, und die Plagen werden bald über die Welt ausgegossen. Wir, du und ich, können ihnen jedoch entkommen. Dies können wir tun, indem wir uns ganz Jesus Christus hingeben.
Diese Gnadenbotschaft von Gott verrät uns weder den Tag noch die Stunde oder das Jahr der Wiederkunft Christi; es zeigt uns aber deutlich, dass sie sehr nahe ist, ja vor der Türe steht. Können wir es da mit diesem Wissen wagen, Jesus noch länger zurückzuweisen? Oder etwa die wenigen Jahre zu vergeuden, die Gott uns noch gegeben hat? Sollten wir nicht lieber jetzt unser ganzes Leben Jesus Christus anvertrauen und die uns noch verbleibende Zeit nutzen, um ihm zu dienen und anderen seine Worte zu bezeugen? Möchtest du nicht jetzt Jesus Christus dein Herz geben, in diesem Moment? Es gibt keinen Augenblick zu vergeuden. Bitte, mein Freund, tu es jetzt!

  

Kapitel 4

Was Bedeutet Die Heilung?

Manche verwechseln die Heilung, die das Tier erfährt, mit dem Bild, das ihm gemacht wird. Einige verkennen den geschichtlichen Ursprung des Papsttum oder was die tödliche Wunde eigentlich bedeutet. Andere stellen sogar die unvernünftige und unbiblische Behauptung auf, dass das Papsttum stärker sein müsse, wenn es geheilt ist, als in der Zeit, bevor es überhaupt verwundet war. Jeder dieser Irrtümer lässt sich leicht aufdecken, wenn wir die Bibel selbst als unsere Richtschnur nehmen und dies konsequent zu Ende führen.

Was sagt die Schrift dazu, wie das Papsttum entstanden ist? Obwohl es seine grösste religiöse und politische Macht erst viele Jahrhunderte später erlangt hat, liegt der entscheidende Zeitpunkt, den uns die Schrift nennt, im Jahr 538 n. Chr., als es die letzten drei Mächte unterworfen hat und sich freigemacht hat von den unterdrückenden Einflüssen dieser Mächte, die seinen Einfluss auf das Gebiet des Privatrechts beschränkt haben. Danach war das Papsttum frei in seiner Machtausübung (s. Daniel 7,24). Die Gefangennahme des Papstes und das damit verbundene Einbüssen dieser Freiheit war es schliesslich, die zur Verwundung des Papsttums im Jahre 1798 führten.

Was war nun eigentlich das Heilwerden der Wunde? Man könnte schlussfolgern, dass das Papsttum die Heilung erfährt, wenn sein Zustand wiederhergestellt ist, wie er vor der Verwundung im Jahre 1798 gewesen war. Mit anderen Worten: Das Papsttum ist geheilt, wenn es wenigstens wieder den Zustand erreicht hat, in dem es im Jahre 538 n. Chr. gewesen ist, denn in diesem Jahr hatte es noch keine Wunde und war ganz gewiss auch mächtig. Die Heilung kann man also mit der Wiederherstellung der päpstlichen Macht gleichsetzen. Die Heilung wird dann vollendet sein, wenn das Papsttum wieder von den Mächten frei wird, die seine Tätigkeiten auf den privatrechtlichen Bereich beschränkt haben, und wenn es wieder frei ist, seine Macht auszuüben.

Im Widerspruch zu den Behauptungen, dass die Wunde des Papsttums gerade im Heilungsprozess ist, steht dabei, dass sie bereits geheilt ist. Dass sich die Prophetie mit der Unterzeichnung der Lateranverträge im Konkordat von 1929 bereits vollständig erfüllt hat - wo der Vatikanstaat gegründet wurde und dem Papsttum eine noch grössere Unabhängigkeit und Souveränität wiedergegeben wurde, als es 538 n. Chr. besessen oder 1798 verloren hatte -, das haben Historiker bereits erkannt, und wir können die Auswirkungen heute noch sehen.

KÖNNTE JESUS HEUTE SCHON WIEDERGEKOMMEN SEIN?

Viele Christen glauben, dass Jesus heute schon wiedergekommen sein könnte, und ich bin einer von ihnen. Dennoch glaube ich, dass sich einige Teile der Schrift nur in unserer Zeit erfüllen könnten. Ist das ein Widerspruch? Keineswegs, denn das ergibt sich einfach aus den Prinzipien der biblischen Prophetie. Nehmen wir einmal die sieben Häupter der Offenbarung: Wenn nun die sieben Häupter sieben Päpste seit der Heilung der Wunde darstellen, bedeutet das dann, dass die Christen ihren Auftrag noch gar nicht früher erfüllen konnten und die Welt solange bestehen musste, damit Jesus nicht schon vorher wiederkommt? Die Bibel sagt dazu in Lukas 24,44 und Johannes 10,35: »Es muss alles erfüllt werden.« sowie: »Und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden.« Wenn also in der Bibel von sieben Päpsten nach der Heilung bis zum Ende die Rede ist, dann muss es auch so kommen, nicht wahr?

Jesus hat deutlich gesagt, dass sich die Prophetie niemals irrt und dass alles tatsächlich so kommen wird, weil die Schrift nicht lügen kann (Matthäus 5,18; 4. Mose 23,19). Wenn die Bibel aber Ereignisse vorhergesagt hat, die unsere Zeit betreffen, wie kann es da sein, dass Jesus schon wiedergekommen sein könnte? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, betrachten wir einmal, was die Bibel an anderer Stelle über den Zweck der Prophetie aussagt. In Psalm 41,10 heisst es z.B.: »Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot ass, tritt mich mit Füssen.« Wenn dies auf Judas zutraf, heisst das dann, dass er gar nicht anders handeln konnte (Johannes 13,18)? Hätte sich Judas auch dafür entscheiden können, dass er Jesus annimmt und ihn nicht für dreissig Silberstücke verrät? Wenn nun Sacharja 13,7 sagt, dass die Schafe zerstreut werden, mussten die Jünger daher auseinander gehen (Markus 14,27)? Hätten auch die römischen Soldaten Jesus annehmen können? Konnten sie sich entscheiden, ob sie über sein Gewand das Los werfen und ihm in die Seite stechen (Matthäus 27,35; Johannes 19,33-37)? Wenn alle Menschen Christus angenommen hätten, als er auf dieser Erde war, wie hätte sich dann die Schrift erfüllen können? Können die Prophezeiungen auch fehlschlagen? Gewiss nicht. Haben sie den Menschen dann die Freiheit genommen, so dass sie gar nicht anders handeln konnten? Und wieder lautet die Antwort: Nein.

Biblische Prophetie ist keine Vorherbestimmung. Prophezeiungen zeigen uns nicht, was geschehen muss, bloss weil Gott es gesagt hat, vielmehr sagen sie uns, was geschehen wird, weil Gott die Entscheidungen der Menschen vorhergesehen hat, die sie kraft ihrer eigenen Willensentscheidung treffen würden. Wir sind frei zu entscheiden, was wir tun wollen, und Gott weiss ganz einfach, welche Entscheidung wir treffen werden. Er sieht den Ausgang schon von Anfang an. Seine Vorhersagen schränken uns nicht auf bestimmte Entscheidungen ein; sie sind lediglich ein Ausblick auf die Entscheidungen, die wir letztendlich treffen werden, und darauf, wohin sie uns führen. Judas und die Priester und Soldaten zur Zeit Christi hätten sich auch anders entscheiden können, als sie es getan haben. Und die Christen, die vor uns gelebt haben, hätten auch so leben können, dass Jesus heute schon wiedergekommen wäre. Die Gelegenheit hat sich jeweils zu mehreren Zeitpunkten geboten, und selbst Judas hätte die Möglichkeit, sich zu entscheiden (vgl. Das Leben Jesu, S. 281-283 und 711-719). Gott wusste jedoch, welche Entscheidungen jeder einzelne treffen würde, und die Schrift zeigt uns klar und deutlich die Abfolge der Ereignisse, wie sie tatsächlich geschehen werden.

Gott hat uns in der Schrift auch Licht gegeben, das ganz besonders für unsere Zeit gilt, so wie er es für sein Volk in der Vergangenheit getan hat. Wenn wir Gottes Liebe erkennen und den Zweck seiner Prophezeiungen begreifen, dann werden wir viele Dinge verstehen, die in der Geschichte ganz anders hätten kommen können, wenn die Menschen nur treu gewesen wären. Wir können aber sehen, dass Gott uns nicht nur das zeigt, was hätte kommen können, sondern dass er uns vor allem auch sagt, was infolge der Entscheidungen des Menschen geschehen wird.

SOLLEN WIR NOCH WARTEN?

Da kommt die Frage auf: »Sollten wir nicht lieber abwarten, ob der siebte Papst tatsächlich der letzte Papst ist, bevor wir es verkündigen? Wenn es sich nämlich als falsch herausstellt, würde das den Ruf der Bibel und der Gemeinde schädigen.« Die folgenden Zitate zeigen, wie die frühen Adventpioniere auf eine ähnliche Frage reagiert haben, die ihnen gestellt wurde.

»Es stellt sich nun die unumgängliche Frage: ,Wenn diese Lehre wahr ist, solltest du sie dann nicht als ein Diener des Evangeliums verstehen und weitergeben?' Ja, so sollte es sein. »Warum tust du es dann nicht?' Nun, wenn sie sich letztlich als falsch herausstellen sollte, wie sieht es dann um meinen Ruf aus? Und ausserdem, wenn sie nicht wahr ist, wird sie die Bibel mit der Zeit in Misskredit bringen. - Wir müssen dies jedoch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Woher sollen wir wissen, ob etwas wahr oder falsch ist? Können wir das nicht nur durch das Zeugnis der Schrift herausfinden? Was sagt sie uns? Darauf kommt es an. Wenn es stimmt, dass der Herr so bald kommt, dann sollte es die Welt erfahren; und wenn es nicht so ist, sollte es ausgesprochen und klargestellt werden. Ich glaube, dass die Bibel die Wahrheit lehrt, und weil ich das glaube, ist es meine Pflicht, es nach meinen besten Kräften bekannt zu machen. Es handelt sich um ein biblisches Thema, noch dazu um eines von grösstem Interesse, und die Aussprache darüber kann keinen Schaden anrichten. Diese Prophezeiungen und Zeitabschnitte stehen so in der Bibel, und sie haben eine bestimmte Bedeutung. Wenn es nicht diese Bedeutung ist, welche dann? - So dachte ich in mir, bis mir der Herr eines Nachts in einem Traum meine eigene Sündhaftigkeit offenbarte und mich bereitwillig machte, Schmähungen für Christus auf mich zu nehmen. Da entschloss ich mich, die Wahrheit über dieses Thema aufzuzeigen, koste es, was es wolle.« (Josiah Litch, in Life Incidents zitiert von James White, S. 124)

Manche Leute behaupten heutzutage, dass unerfüllte Prophetie blosse Spekulation sei, dass wir uns bei der Deutung gar nicht sicher genug .sein können, um sie zu verkündigen, bevor sie sich erfüllt hat. Solches Denken steht dem Denken der treuen Gläubigen in der Vergangenheit entgegen. Sie haben nicht gewartet, bis die Flut kam oder das erste oder zweite Kommen Christi oder das Gericht, bevor sie von diesen Ereignissen gesprochen haben. Wer gewartet hat, hat sich schliesslich als untreu erwiesen. Wenn man darauf besteht, das siebte Haupt erst noch abzuwarten, um zu sehen, ob es sich so erfüllt, dann ist das, als würde man das Gericht abwarten wollen oder alle drei Engelsbotschaften oder die letzten Plagen oder die Wiederkunft Christi, um zu sehen, ob die Prophezeiungen darüber wahr sind. Abzuwarten, bis irgendeines dieser Ereignisse vergangen ist, würde bedeuten, dass man wartet, bis es zu spät ist. Gott gibt uns jetzt eine Warnungsbotschaft- und Beweise genug, an denen wir ihre Richtigkeit prüfen können -, um uns zu helfen, dass wir uns auf das vorbereiten, was noch vor uns liegt, damit wir andere vorher warnen können. James White sagt: »Der Sinn der Prophetie besteht darin, die Welt vor den zukünftigen Ereignissen zu warnen, und zwar noch rechtzeitig für die notwendige Vorbereitung, und um Gottes Volk mit neuem Mut anzuspornen, wenn sie sehen, dass die Zeit der vollständigen Erfüllung ihrer Hoffnung nahe ist.« (Life Incidents, S. 40)

In Bezug auf die sieben Häupter der Offenbarung haben wir es jedoch nicht einmal mit unerfüllter Prophetie zu tun, sondern bereits mit erfüllter Prophetie. Sechs von sieben Häuptern tragen genau die Merkmale, die Gott uns gezeigt hat, und so haben sie die Prophetie erfüllt. Gottes Wort sagt: »Fünf sind gefallen, und einer ist.« Diese sechs hat er uns zur Ermutigung und Bestärkung in der Richtigkeit ihrer Deutung genannt. Wir können es nicht daran prüfen, dass wir die sieben Häupter abwarten, bis es sich erfüllt hat; wir müssen vielmehr an den anderen sechs prüfen, ob sie mit der Schrift übereinstimmen. Wenn der Beweis schlüssig ist und vollkommen mit der Prophetie übereinstimmt, dann ist es unsere Aufgabe, ihn als Wahrheit anzuerkennen und zu verkündigen - im völligen Vertrauen auf Gott und sein Wort bezüglich des siebten Hauptes. Nur diese Art von Glauben ist es, die es uns schliesslich ermöglicht, den letzten lauten Ruf zu geben, und die uns sicher durch die Versuchungen leiten wird, die noch vor uns liegen. Lies dazu auch Der grosse Konflikt, S. 567-575.

»Sollen wir warten, bis sich die Prophezeiungen über die Endzeit erfüllt haben, bevor wir uns überhaupt dazu äussern? Welchen Wert werden unsere Worte dann haben? Sollen wir etwa warten, bis Gott den Sünder richtet, bevor wir ihm sagen, wie er dem Gericht entgehen kann? Wo bleibt da unser Glaube an das Wort Gottes? Müssen wir erst sehen, wie Vorhergesagtes eintritt, bevor wir glauben, was er uns sagt? Das Licht ist uns in klaren, deutlichen Strahlen erschienen und zeigt uns, dass der grosse Tag des Herrn nahe ist, ja vor der Türe steht. Lasst uns lesen und verständig sein, bevor es zu spät ist.« (Testimonies for the Church, Bd. 9, S. 20 vgl. Zeugnisse für die Gemeinde, Bd. 9, S. 24)

»Stets gibt der Herr seinem Volk eine besondere Wahrheit, wenn es Not tut. Wer wagt es da, sich gegen ihre Verkündigung zu wehren? Er gebietet seinen Knechten, der Welt die letzte Gnadenbotschaft zu bringen, und sie können nicht schweigen, es sei denn, sie wollen ihr Leben riskieren. Christi Streiter haben die Folgen nicht zu tragen; sie müssen ihre Pflicht erfüllen, und die Konsequenzen Gott überlassen.« (The Great Controversy, S. 609-610 Der grosse Konflikt, S. 572-573)

Zusammenstellung von Rainer Boettcher
aus dem Buch
The Pope King Again
(Der Papst wieder König)
von
Alonzo L. Baker