Wie wurde die Trinitätslehre zum "Grundpfeiler christlichen Glaubens"?

von Wolfgang Schneider

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Wenn man mit Christen und andern die Trinitätslehre erörtert und biblische Argumente ausgetauscht wurden und eigentlich vom Standpunkt der Logik und Vernunft klar geworden ist, dass es sich bei der Trinitätslehre nicht um eine in der Schrift offenbarte Wahrheit handelt, wird zumeist von Vertretern dieses trinitarischen Dogmas vorgebracht, dass diese Lehre immerhin über viele Jahrhunderte ein, ja sogar "der Grundpfeiler der christlichen Lehre und des christlichen Glaubens" gewesen ist. Es wird argumentiert, dass sich doch all die vielen Millionen Christen, die an die Trinitätslehre geglaubt haben, nicht alle geirrt haben können. Es wird argumentiert, dass die Trinitätslehre in den frühen Jahrhunderten n.Chr. aus der Notwendigkeit erstand, Irrlehren bzgl. der Person Jesu Christi zu begegnen und diese zu korrigieren. Ist dem aber wirklich so? Oder handelt es sich hierbei lediglich um eine weitere Behauptung der Trinitarier, um eigentlich berechtigte Kritik und Fakten einfach beiseite zu schieben? Wie und wann entstand eigentlich die Trinitätslehre?

In diesem kurzen historischen Überblick will ich einige der aus der Kirchengeschichte bekannten Fakten darlegen, die den Leser anregen sollen, sich seine eigenen Gedanken zu machen und für sich selbst letztlich zu entscheiden, wem und was er bzw sie glauben will.

Wie wurde die Trinitätslehre eigentlich zum bestimmenden Glaubensdogma des überwiegenden Teils der Christenheit? Trinitarische Theologen gestehen ja selbst ein, dass diese Lehre selbst nicht in der Bibel zu finden ist. Diese Lehre wurde also nicht auf der Schrift aufgebaut, sondern scheint eine Mixtur von christlichen, heidnischen und philosophischen Elementen zu sein. Trotz dieser seit je allgemein bekannten Tatsache wurde dieses Dogma quasi zum Grundpfeiler der christlichen Lehre und des christlichen Glaubens. Wie konnte so etwas geschehen?

In den frühen Jahrhunderten n.Chr. (2./3. Jhdt) entwickelten sich eine Menge unterschiedlichster Ideen und Lehren bzgl. des Wesens Gottes und Seines Sohnes, die sich allerdings zumeist weit von dem Zeugnis der Schrift entfernt hatten. Zu Beginn des 4. Jhdts hatten sich zwei wesentliche Ideen und Konzepte herauskristallisiert, deren Hauptvertreter zu jener Zeit Arius und Athanasius waren. Biblisch betrachtet geben beide Positionen nicht die in der Bibel offenbarte Wahrheit akkurat wieder.

Die Streitfragen konzentrierten sich auf die Identität Jesu und wie Gott durch Seinen Sohn unsere Erlösung erreichen konnte. Sowohl Arius wie auch Athanasius erkannten korrekt, dass Jesus Christus einzigartig ist und beide erkannten ebenfalls richtig, dass kein Mensch wie sie selbst das Erlöserwerk hätte vollenden können, weil ein solcher Mensch nicht ohne Sünde ist und somit nicht als Sündopfer zur Erlösung in Frage kam. Nun berichtete aber die Bibel, dass der Mensch Christus Jesus unser Mittler ist. Wie konnte das augenscheinliche Problem bzgl. der Person Jesus gelöst werden?

Arius glaubte daran, dass Jesus ein Mensch war. Das Problem bzgl. der notwendigen Vollkommenheit Jesu versuchte er dadurch zu lösen, dass er Jesus als das erste aller geschaffenen Lebewesen betrachtete, ihn somit bereits vor seiner Geburt existieren ließ, allerdings immer in einer Gott untergeordneten Position. Gemäß diesem Verständnis war Jesus der vollkommene Erlöser, separat und unterschieden von dem wahren Gott, und Jesus war weder "völlig Gott noch völlig Mensch". Arius erkannte auch an, dass falls Jesus (wie die Bibel es lehrt) aus dem Vater empfangen bzw geboren war, der Vater vor Jesus existiert haben muß und über Jesus stand.

Athanasius versuchte das Problem der Erlösung durch einen vollkommenen Jesus zu lösen, indem er Jesus zur "2. Person eines dreieinigen Gottes" machte. In dieser Vorstellung war Gott "Fleisch geworden" und war somit das vollkommene Opfer. Die von Athansius vorgeschlagene Lösung hat zwei Probleme: Sie findet sich nirgends in der Bibel, und sie widerspricht vielen klaren Aussagen der Schrift. Sie ergibt zwar einen "vollkommenen Erlöser", aber erreicht dies durch reine Fantasie.

Die wahre Lösung dieses Problems hat Gott in Seinem Wort offenbart. Gott ist dabei nicht Fleisch geworden und wurde nicht zu einem Menschen, sondern Er hatte einen Sohn ! Die Berichte über die Empfängnis und Geburt Jesu lehren, dass Gott der "physische" Vater Jesu war und Maria die "physische" Mutter. Diese einzigartige Eltern-Kombination ermöglichte es, dass Jesus mit der gleichen Vollkommenheit ausgestattet war, wie sie auch Adam ursprünglich hatte, und dennoch von der gleichen Rasse Adams war und somit das notwendige Sündopfer sein konnte ... was übrigens weder ein Engel noch Gott selbst jemals hätte sein können !

Leider wurde diese biblische Wahrheit nicht berücksichtigt, als die Kontroversen um unterschiedliche Vorstellungen und Lehren bzgl. der Person Jesus Gegenstand der Diskussionen waren und die Entscheidungen getroffen wurden, durch welche schließlich die Trinitätslehre zum Grundpfeiler christlichen Glaubens bestimmt wurde.

Zu Beginn des 4. Jhdts n.Chr. gab es in Alexandrien eine große Kontroverse zwischen Arius und Athanasius und deren oben kurzu beschriebenen Lehren, und die Streitereien schlugen Wellen, welche bis an den Kaiserhof reichten und Kaiser Konstantin veranlaßten, einzugreifen. Er sah in dieser Kontroverse die Einheit seines Reiches gefährdet, welche er endlich 324 n.Chr. erreicht hatte, als das gesamte Römische Reich unter einem Kaiser vereint war, nachdem Konstantin seinen Hauptrivalen Licinius besiegt hatte.

Wir müssen beachten, dass sich zu jener Zeit das Christentum in weiten Teilen des Reiches verbreitet hatte, und dass Konstantin nach seinem Sieg in 312 n.Chr. das Christentum quasi zur Staatsreligion Roms erhoben hatte. Auch spielte eine einheitliche Religion eine große Rolle im Hinblick auf eine staatliche bzw politische Einheit ... eine Sache, die uns heute in den westlichen Ländern mit ihren pluralistischen Gesellschaften nicht mehr bewußt ist, die aber vielerorts und auch in unseren Ländern noch bis in die jüngste Vergangenheit ein wichtiges Element darstellte. Durch Konstantins Erlasse war für die christliche Kirche die teilweise gewaltige und grausame Verfolgung durch die römischen Kaiser nun vorbei, gleichzeitig aber hatte die Kirche nun ihre Freiheit verloren, Gott so anzubeten, wie sie es anhand der biblischen Schriften verstand. Der römische Kaiser hatte nun "das letzte Wort".

Und genau dieser Einfluß des Kaisers wurde zum erstenmal deutlich in der Kontroverse zwischen Arius und Athanasius. Konstantin hatte keinerlei theologisches oder religiös orientiertes Interesse, sondern ihm war als Politiker, der über die Leichen seiner Widersacher an die Macht gekommen war, daran gelegen, Frieden und Stabilität in seinem Reich zu erhalten, wozu für ihn eine "einigende Religion" notwendig war. Unterschiedliche Religionen, oder unterschiedliche Fraktionen innerhalb einer Religion, wurden verfolgt und zwar nicht nur als Häresie oder theologische Irrlehre sondern als Hochverrat gegen den Staat! Dem Kaiser lag nicht an Wahrheit der Lehre, sondern an Einigkeit der Religion, und im Laufe der Geschichte hat es sogenannte "Einheit" in der Lehre oder im Glauben immer nur dann gegeben, wenn weltliche Herrscher eine Lehre über eine andere erhoben und diese ihren Untertanen als verbindlich vorschrieben.

Besorgt um die politischen Auswirkungen der Kontroverse zwischen Arius und Athanasius berief Konstantin ein Konzil aller christlichen Bischöfe nach Nicäa, wo man sich im Mai 325 n.Chr. traf. Konstantin selbst führte den Vorsitz, war aber zu jenem Zeitpunkt nicht einmal getauft. Konstantin bevorzugte schließlich den von den Unterstützern des Athanasius vorgetragenen Kompromiss und angesichts seiner politischen Macht wurde das Bekenntnis von Nicäa den Bischöfen unterzeichnet, wobei lediglich Arius und 2 Bischöfe ihre Unterschrift verweigerten und sogleich verbannt wurden. Der Ausgang des Konzils von Nicäa zeigte auf, dass das Christentum nach ca. 300 Jahren Verfolgung durch das Römische Reich nunmehr quasi unter der Kontrolle eben dieses Reiches stand.

Das ursprünglich bei diesem Konzil in Nicäa verabschiedete Glaubensbekenntnis ist eigentlich nicht einmal ein "trinitarisches" Bekenntnis, denn es betont lediglich die "Gleichheit" von Gott und Jesus mit einer nur kleinen Erwähnung des Heiligen Geistes. Die ausformulierte Lehre der Dreieinigkeit bzw Dreifaltigkeit (Trinitätslehre) wurde eigentlich erst beim Konzil von Chalcedon 451 n.Chr. etabliert, und selbst danach gab es noch einige Änderungen durch spätere Konzilien.

Bemerkenswert ist nun, dass der Beschluß des Konzils von Nicäa keineswegs sofort Ruhe und Frieden im Reich brachte, wie Konstantin wohl erhofft und erwartet hatte. Obwohl alle bis auf 2 Bischöfe das Glaubensbekenntnis unterzeichnet hatten, gab es teilweise grossen Aufruhr unter den Gemeinden nach deren Rückkehr. In einigen historischen Quellen werden die nachfolgenden Jahre als äusserst tragisch für die Christenheit bezeichnet, da nun Christen sich gegenseitig bekämpften und umbrachten wegen dieser in Nicäa "festgeschriebenen" Lehre. Die Trinitätslehre hatte eben ihre Grundlage nicht in biblischer Wahrheit sondern kaiserlichem Einfluß. Zudem ergriffen die auf Konstantin folgenden Kaiser teilweise die Seite des Arius, wie etwa des Sohn Konstantins, und sein Neffe Julian schlug sich auf die Seite des Heidentums, als er 355 n.Chr. Kaiser wurde. Nach Meinung einiger Autoren kamen in den ersten Jahrzehnten nach dem Konzil von Nicäa mehr Christen im Streit und bei der Etablierung der Trinitätslehre um als bei den Verfolgungen durch die römischen Kaiser in den 3 Jahrhunderten zuvor.

Der Streit um die Trinitätslehre wurde nicht auf das Zeugnis der biblischen Schriften zurück geführt, sondern anhand philosophischer Modelle geführt, bei denen das Wesen, die Substanz, die Essenz und die Person(en) der dreieinigen Gottheit im Mittelpunkt spekulativer Diskussionen stand, und dass obwohl allen bekannt war, dass keine der benutzten Begriffe überhaupt in der Bibel zur Beschreibung Gottes benutzt werden. Die Kirche hatte die Bibel als ihr einziges Maß für Glauben und Leben verlassen, weil sie sich einem Dogma verschrieb, das es in der Bibel gar nicht gibt!

Die Kontroversen wurden schließlich beseitigt, als Theodosius I im Jahre 379 n.Chr. alleiniger Kaiser wurde. Er ergriff die Seite der Trinitarier und berief im Jahre 381 n.Chr. ein Konzil nach Konstantinopel ein, um seine Position bestätigen zu lassen. Die orthodoxe christliche Lehre ist seither gleich geblieben. Der Triumph der Trinitätslehre hatte nichts mit dem Gewicht biblischer Wahrheit zu tun, sondern beruhte auf der Macht eines kaiserlichen Edikts. Im römischen Reich wurde dann per Erlass bzw Gesetz (vgl. Gesetzbuch Justinians 534 n.Chr.) diese trinitarische Form des Christentums (manchmal auch als "nicänisches Christentum" bezeichnet) als allein gültige und erlaubte Form bestätigt, wodurch alle anderen christlichen Glaubensformen illegal wurden und ihre Anhänger Tod, Gefängnis, Beschlagnahme ihres Besitzes und den Ausschluß von öffentlichen Ämtern als Konsequenz zu tragen hatten.

Beim Studium der Schriften über die Zeit vom 2.-5.Jhdt und die Geschehnisse in der christlichen Kirche wird deutlich, dass es viel Diskussion darüber gab, wer und was Jesus Christus war. War er ein Mensch? War er Gott? War er eine Kombination von beiden? Die Argumente von allen Seiten enthielten teilweise Begriffe, die in der Bibel überhaupt nicht zu finden sind und eigentlich das Ergebnis menschlicher Fantasie darstellen. Die Trinitarier gewannen schließlich die letzte Runde des Gefechts, als Theodosius im Jahre 379 n.Chr. an die Macht kam und schließlich der Trinitätslehre die Autorität römischen Gesetzes gab, so dass alle, die nicht an die Trinität glaubten, per römischem Gesetz gezwungen waren, sich entweder von ihrem Glauben loszusagen oder aber die Konsequenzen und Strafe zu tragen.

Man kann leicht erkennen, dass die Trinitätslehre ihre Position als "Grundpfeiler des christlichen Glaubens" keineswegs aufgrund biblischer Wahrheit erhielt, sondern vielmehr aufgrund politischer Macht. Wir sollten aber darauf achten, dass wir nicht "Dominanz" mit "Wahrheit" gleichsetzen, denn dass die Trinitätslehre seit gut 1600 Jahren die christliche Kirche dominiert, bedeutet nicht, dass sie auch der in der Bibel offenbarten Wahrheit entspricht. Es ist in der Tat so, dass gerade durch diese Lehre die Wahrheit von der Gnade Gottes und die großartigen Wahrheiten unserer Erlösung in Christus untergraben wurden und für viele Christen ihre wahre Bedeutung verloren haben.

Die in Nicäa und bei nachfolgenden Konzilien etablierten Dogmen bzgl. der Natur und des Wesens Jesu Christi als sowohl Gott wie Mensch warf lediglich weitere Fragen auf, die aber nie von Trinitariern wirklich beantwortet werden ... weil sie nicht beantwortet werden können! Als letzte Antwort muss jeweils die Geschichte von dem großen für uns eigentlich unbegreiflichen "Geheimnis" herhalten ... Christen brauchen aber bzgl. Gott und dem Herrn Jesus Christus nicht unwissend bleiben. Die Schrift vermittelt uns klare und deutliche Antworten. Allerdings werden diese für einen Trinitarier erst dann erkennbar, wenn er sich von der festgeschriebenen Vorstellung eines "trinitarischen Gottes" löst und diese im Lichte der Bibel prüft. Die frühen Christen glaubten an den uns in der Bibel offenbarten Gott, dieser Gott ist lediglich EINER (und nicht zwei oder drei oder mehr). Dieser Gott ist der Vater des Menschen Christus Jesus, welchen wir als unseren Herrn bekannt haben, und welcher als der eingeborene Sohn Gottes das vollkommene Sündopfer für unsere Sünden sein konnte und durch die Hingabe seines Lebens unsere Erlösung bewirkte. 

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Letzte Änderung: 27.05.2003